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Polizei zur Multikulti-Nachhilfe

■ EU-Projekt soll Polizisten und Migranten fürs multikulturelle Zusammenleben fit machen. Die Folgefinanzierung ist noch offen

Frankfurt (taz) – Seit knapp einem Jahr werden in elf europäischen Metropolen Polizisten und Migranten von speziell ausgebildeten Trainern für das Zusammenleben in einer multikulturellen Gesellschaft geschult. Vorbild für das Napap („Non Gouvernment Organisations NGO and Police against Prejudice“) genannte Projekt, das von der Europäischen Union finanziert wird, sind Workshops mit Polizisten und Migranten, wie sie seit fünf Jahren vom Amt für multikulturelle Angelegenheiten in Frankfurt organisiert werden.

Polizisten und Migranten weisen eine signifikante Gemeinsamkeit auf, meint Rosemarie Wolf- Almanasreh, Leiterin des Amtes, im Gespräch mit der taz: „Sie fühlen sich ständig diskriminiert.“ Deshalb haben die Professionals aus dem „Ämtchen“ (Daniel Cohn-Bendit) die „Diskriminierten“ schon früh an einen Tisch gebracht. Knapp 600 Polizisten in der Mainmetropole haben „diese Art von Fortbildung“, so Wolf-Almanasreh, bislang durchlaufen: „Mit Erfolg. Die Polizisten lernen viel; aber auch die Ausländer.“ Durch den direkten Kontakt hätten die Polizisten für sie erst „Gesichter bekommen“, sagt etwa eine junge Iranerin, die am letzten Workshop im Polizeipräsidium teilnahm.

In Frankfurt, sagt Irene Khateeb, Öffentlichkeitsreferentin des „Ämtchens“, hätten die Spannungen zwischen Migrantengruppen und der Polizei seitdem tatsächlich „merklich nachgelassen“, auch wenn es hin und wieder noch zu Auseinandersetzungen komme. Wie etwa in der vergangenen Woche, als Polizisten im Hauptbahnhof einen Spieler von Eintracht Frankfurt, den Nigerianer Donald Agu, überprüfen wollten. Der vermeintliche Drogendealer zückte statt Ausweis eine Dauerkarte der Eintracht; die Beamten fühlten sich verschaukelt, es kam zu einem Handgemenge – und danach zu wechselseitigen Beschuldigungen.

Die Workshops von Amt und Polizei in Frankfurt jedenfalls machten Schule. Großzügig mit EU-Geldern ausgestattet, wurde das internationale Projekt Napap gestartet. Aufbauend auf den Frankfurter Erfahrungen, sollen in der Mainmetropole und in zehn weiteren europäischen Großstädten noch bis Ende 1999 Arbeitsgruppen institutionalisiert werden. „Wir sind schon weit gekommen“, sagt Wolf-Almanasreh, „wir und die Holländer.“ In Rom oder Barcelona dagegen stünden die „Multikulti-ArbeiterInnen“ (Wolf-Almanasreh) erst am Anfang. In Frankreich lehnten Teile der Polzei das Projekt sogar grundsätzlich ab.

Die Polizei in Hessen spielt dagegen mit. Im Rahmen eines Seminars befaßten sich die Polizeipräsidenten aller großen hessischen Städte mit dem Thema. Auch Polizeivertreter aus Berlin und Hamburg nahmen daran teil. „Unten und oben hart an den Köpfen arbeiten“, nennt das Irene Khateeb.

Die Finanzierung des Projekts über die noch laufende Unterstützung aus EU-Mitteln hinaus ist noch offen. Der hessische Innenminister ist gefordert. Der heißt Bökel und ist Sozialdemokrat, hat aber aktuell kein Geld (mehr). An der Präventions- und Integrationsarbeit sparen zu wollen, sagt ein Amt-Mitarbeiter, sei aber „falscher als falsch“. Da müsse später dann doppelt und dreifach draufgezahlt werden – auf allen Ebenen. Klaus-Peter Klingelschmitt

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