: CDU-Liste mit kleinen Überraschungen
■ Delegierte wählten Liste für Wahlen am 6. Juni / Stadtbürgerschaftsliste identisch
Keine Überraschung bietet die Spitze der Bremer CDU-Liste für die kommende Bürgerschaftswahl: Wie bereits beschlossen, wird Hartmut Perschau Spitzenkandidat sein, Fraktionsvorsitzender Ronald-Mike Neumeyer steht auf Platz zwei, und da jeder dritte Platz auf der CDU-Liste für eine Frau vergeben worden ist, hatte Elisabeth Motschmann eine Chance auf Platz drei. Dann folgen wieder die Amtsinhaber: Senator Josef Hattig, Parlamentspräsident Reinhard Metz, auf dem Frauenplatz Sybille Winther, gefolgt von Senator Ralf Borttscheller und Bernt Schulte.
Im Detail enthält die Liste dennoch kleine Überraschungen. So bekam Schulte mehr Stimmen als Borttscheller. Der 68jährige Hattig, der eigentlich nur für zwei Jahre das Amt des Wirtschaftssenators übernehmen wollte, sei mit Platz vier „völlig klar prädestiniert“, dieses Amt weiterzuführen, wenn die CDU wieder an einer Regierung beteiligt sei, erklärte Neumann. Auf Seiten der SPD, die diesen Posten in ihrem Wahlprogramm für sich reklamiert, sehe er keinen Namen für die Besetzung.
Vollkommen durchgefallen ist der Staatsrat im Finanzbereich, Johannes Beermann. In seinem Stadtbezirk wurde er nicht nominiert, die „Findungskommission“, der Beermanns Senator Perschau angehörte, schlug ihn nicht vor. Und obwohl Ulrich Nölle im Landesvorstand der ganzen Liste mit Hinweis auf Beermann nicht zustimmte, fiel der Name auf der Delegiertenkonferenz nicht. „Der wurde nicht ein einziges Mal vorgeschlagen“, berichtete Neumann, und witzelte: „Der Mann muß ja bedeutend sein, er steht jedenfalls oft in der Zeitung.“ Warum Beermann aus der gut dotierten Staatsrats-Position heraus auf die Bürgerschaftsliste wollte, konnte Neumann auch nicht erklären. Die Delegierten jedenfalls, berichtete Bremerhavens Spitzenkandidat Michael Teiser, würden möglicherweise aus Prinzp dagegen sein, neben den Senatoren auch die Staatsräte für den Fall des Regierungsverlustes mit guten Listenplätzen „abzusichern“.
Durchgefallen bei der Kandidatinnenkür ist auch Ulrike Schreiber, immerhin im Bundesvorstand der Frauenunion. Dafür brachte es die 26jährige Sandra Speckert (Neumann: „eine intelligente Frau“) auf den einigermaßen sicheren Listenplatz 24.
Kaum eine Chance dagegen dürfte Viola Mull haben. Immerhin sitzt sie im Landesvorstand. Die Findungskommission, bestehend aus Neumann, Neumeyer und Perschau, plazierte sie nicht unter den ersten (aussichtsreichen) 26 Plätzen, und die Delegierten, die über die weiteren Plätze frei entscheiden durften, ließen sie auch für Platz 27 durchfallen.
Das Recht der EU-Ausländer, auf der Liste für die Stadtbürgerschaft als Kandidaten aufgestellt werden zu können, wurde bei der CDU nicht wahrgenommen – die Listen für das Stadtparlament und die Bremer Landtagsliste sind identisch.
Mit der neuen Liste will die Bremer CDU „die Wahlen gewinnen“. Was das heißt? Neumann präzisierte auf Nachfrage: „Stärker als die SPD“ werden, immerhin aber so stark, daß nicht ohne die CDU weiter regiert werden kann. K.W.
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