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Angola schlittert in einen neuen Bürgerkrieg hinein

■ Die schwersten Kämpfe seit vier Jahren folgen auf eine Verhärtung der Regierungspartei

Luanda/Berlin (AFP/taz) – In Angola sind die heftigsten Kämpfe zwischen Regierungsarmee und Unita-Rebellen seit dem Friedensabkommen von 1994 ausgebrochen. Bei einer Großoffensive der Regierungsarmee hat die Unita einem unbestätigten südafrikanischen Bericht zufolge sogar ihr Hauptquartier in der südöstlichen Stadt Bailundo verloren; die Rebelleneinheiten dort seien auf der Flucht Richtung Sambia.

Auf jeden Fall wird um Bailundo heftig gekämpft. Angolas Generalstabschef Joo Baptista de Matos erklärte gestern außerdem, hochgerüstete Unita-Einheiten bereiteten sich darauf vor, die Städte Cuito und Huambo im Zentrum des Landes anzugreifen. In Huambo herrsche „Beunruhigung“, meldete der Staatsrundfunk. Nach Cuito, das in der letzten Bürgerkriegsrunde 1993 bis 1994 komplett zerstört wurde, sind nach Angaben von Hilfsorganisationen 100.000 Menschen aus dem Umland vor schweren Kämpfen geflüchtet.

Regierung und Rebellen hatten 1994 nach jahrzehntelangem Krieg eigentlich Frieden geschlossen. Die UNO sollte die Entwaffnung der Unita-Rebellen und die Demobilisierung ihrer Truppen überwachen. Im Gegenzug wurde die Unita im April dieses Jahres in die Regierung aufgenommen. Aber danach begann die von Jonas Savimbi geführte Rebellenbewegung wieder aufzurüsten, und bis jetzt hat sie 40 Prozent der bereits von ihr zurückgegebenen Gebiete wieder besetzt. Die Regierung warf ihrerseits im September die Unita wieder aus Kabinett und Parlament. Letzten Monat erklärte sie das Friedensabkommen von 1994 für „überholt“.

Die neue Großoffensive der Regierungsarmee begann gleichzeitig mit dem 4. Parteitag der Regierungspartei MPLA, der am 10. Dezember mit dem Rücktritt vier gemäßigter Parteiführer und dem Sieg der Befürworter einer harten Linie gegenüber der Unita endete. Staatschef Eduardo dos Santos nannte Unita-Führer Savimbi auf dem Parteitag einen „räudigen Hund“, der „politisch und militärisch neutralisiert“ werden müsse. Die UNO hatte kurz vorher ihre Angola-Mission noch einmal bis Ende Februar 1999 verlängert.

Die Eskalation des Krieges erfolgt, während Angolas Armee in der Demokratischen Republik Kongo sowie in Kongo-Brazzaville zur Unterstützung der jeweiligen Regierungen aktiv ist. Sie hat nun etwa 1.000 Soldaten aus dem Westen der Demokratischen Republik Kongo zur Verstärkung im eigenen Land zurückgezogen. Dies könnte den Kongo-Friedensprozeß fördern, der derzeit komplett blockiert scheint: Eine Gesprächsrunde in Sambia zur Ausformulierung des Ende November in Paris vereinbarten Waffenstillstands, die bereits vom 8. auf den 14. Dezember verschoben worden war, ist nun auf den 28. Dezember verlegt worden. D.J.

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