Kommentar: Ausstieg umsonst
■ Institut gab Verstand an der Kasse ab
Bremen hat derzeit kein Glück mit den Schlagzeilen, die hiesige wissenschaftliche Institute machen. Jürgen Timm, der Rektor der Uni und Kuratoriums-Vorsitzender des Bremer Energie-Instituts, hätte vermutlich allen Grund, sich wieder einmal zu distanzieren.
Finanzsenator Nölle hatte das Traube-Institut vor drei Jahren auf der „Giftliste.“ Dafür wollte er nicht 750.000 Mark pro Jahr ausgeben. Nun ist die Grundfinanzierung um 30 Prozent gekürzt und das VdEW-Gutachten hinterläßt den unschönen Eindruck, daß sich das ehemalige Traube-Institut nun Auftraggebern an den Hals wirft.
Die Fakten des Gutachtens ließen sich bei einem Rest kritischen Sachverstands nämlich auch ganz anders diskutieren: 35 Milliarden Mark „Ausstiegskosten“ auf 31 Jahre verteilt sind bei einer Stromrechnung von ca. 80 Milliarden Mark im Jahr im Grunde nicht viel – schon für ein Prozent Strompreiserhöhung bekämen die Deutschen den superschnellen Ausstieg aus der Atomenergie! Einen erheblichen Teil der Summe verschlingt die Endlagerung des Atommülls.
Daß die Atomlobby nicht ausdrücklich als Auftrag formulierte, auch den Austieg in einem Zehn-Jahres-Zeitraum zu betrachten, dürfte für einen Wissenschaftler keine Ausrede bieten, dieses Szenario wenigstens zu betrachten, das sich auf alle Parameter positiv auswirkt: Intelligent gemacht könnte der Atomausstieg sogar „umsonst“ sein. Klaus Wolschner
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