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Bremen soll Alzheimer-Zentrum werden

■ Sozialbehörde von Zentrum für Diagnose, Behandlung und Pflege von 600 Alzheimer-Kranken aufgeschreckt. Private wollen investieren, Bremen setzt auf kleinere Einrichtungen

Achthunderttausend „verwirrte“ alte Menschen leben derzeit in Deutschland. Die größte Gruppe davon leidet unter Symptomen, die der Arzt Alois Alzheimer im Jahre 1901 zum ersten Male präzise beschrieben hatte. Seitdem trägt die Krankheit seinen Namen. In zehn Jahren, so schätzen Fachleute, könnte die Zahl der Alzheimer-Kranken doppelt so hoch sein. Und so wie es derzeit aussieht, wird auch dann noch kein Kraut gegen den merkwürdigen Schwund der Hirnrinde gewachsen sein. „Krankheit des Jahrhunderts“ nannte das deutsche Ärzteblatt den Morbus Alzheimer. Auch das half nichts.

Was tun? Weil Alzheimer-Kranke im fortgeschrittenen Stadium nicht einmal mehr ihre eigenen Verwandten wiedererkennen und einen Papierkorb nicht von einer Toilette unterscheiden können, hilft nur intensive Pflege. In Hamburg-Wilhelmsburg gibt es seit Jahren eine Modellstation, in der mit staatlicher Unterstützung neue Wege ausprobiert werden. Weniger Psychopharmaka, so heißt dort die Parole, dafür zum Beispiel mehr Musiktherapie. Und es zeigt sich, daß gerade über bekannte Melodien die Hirnfunktionen wenigstens kurzzeitig wieder angeregt werden können.

Jürgen Wegener aus Ottersberg hat das Alzheimer-Elend kennengelernt. Eigentlich ist er Informatiker und Nuklearmediziner und mit seinen 60 Jahren im Ruhestand, aber das Thema läßt ihn nicht zur Ruhe kommen. Die Idee: Man könnte die verschiedenen Aspekte des Problems in einem Alzheimer-Zentrum zusammenführen.

Es mangelt an Pflegekräften, die vor allem mit der psychischen Belastung fertig zu werden gelernt haben. Es mangelt an der frühzeitigen Diagnose, ein „Diagnosekrankenhaus“ wäre eine sinnvolle Sache. Und wenn dazu ein Pflegeheim käme, würde das ganze eine runde Angelegenheit. Mit der Bremer Baufirma „P.R.Peter Riggers“ hat Wegener schon das Projekt konkretisiert, Gespräche sind auch mit Bremer Wirtschaftsförderern geführt worden, die wegen der damit verbundenen Arbeitsplätze Interesse bekundet haben.

Im November ist Wegener dann beim Sozialressort gewesen und hat die Idee auf höchster Ebene vorgestellt. Die Deutsche Alzheimer-Gesellschaft, so erfuhr Staatsrat Hans-Christoph Hoppensack, unterstütze den Plan. Die Bremer Sozialbehörde war dennoch nicht begeistert. „Als ich die Zahl von 600 gehört habe, habe ich geglaubt, das sei ein Schreibfehler“, sagt Karl Bronke, der als zuständiger Abteilungsleiter das Protokoll der Besprechung bekam. In Bremen verfolge man das Konzept, Alzheimer-Patienten zusammen mit anderen Kranken zu pflegen. „Die Landesbestimmungen sehen eine bestimmte Qualität von Einrichung vor“, dazu gehört auch eine begrenzte Größe: Einrichtungen mit mehr als 100 Patienten werden grundsätzlich nicht gefördert.

Diese Bedenken teilt auch der scheidende Vorsitzende der Alzheimer-Gesellschaft, der Hamburger Arzt Jens Bruder. Wegener habe sich bei ihm „beraten“ lassen wie viele andere auch, sagt er, aber daß die Deutsche Alzheimer Gesellschaft sich beteilige oder das Projekt förmlich „unterstütze“, könne man nicht sagen. Wegener sind die Bedenken gegenüber der Größe, die vielleicht ökonomisch optimal wäre, bekannt. „Ein Mammut-Projekt würde nicht funktionieren“, sagt auch er. Von der Zahl 600, die man beim Sozialsenator nach dem Gespräch notierte, hat er Abstand genommen. K.W.

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