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Zweisprachig ab dem 1. Schultag

Lesen und Schreiben auf portugiesisch und deutsch: Die erste bilinguale Grundschule Hamburgs startet im August  ■ Von Karin Flothmann

Hamburgs Schulen zollen der multikulturellen Gesellschaft endlich ihren Tribut. Ab Ende August dieses Jahres werden Sechsjährige erstmals zweisprachig schreiben und lesen lernen können. Dann nämlich eröffnet in der Hamburger Neustadt eine deutsch-portugiesische Grundschule, die in der Rudolf-Roß-Gesamtschule eingerichtet wird. Zeitgleich soll an der Grundschule Döhrnstraße in Lokstedt eine italienisch-deutsche erste Klasse installiert werden. Parallelklassen sollen hier jedoch weiterhin rein deutschsprachig unterrichtet werden. Ob eine ganze deutsch-italienische Grundschule eingerichtet wird, sollen die Erfahrungen des ersten Jahres zeigen.

Die deutsch-portugiesische Grundschule, die zum Beginn des kommenden Schuljahr im August mit zwei parallelen ersten Klassen starten wird, ist die erste staatliche Schule in Hamburg, in der SchülerInnen vier Jahre lang in zwei Sprachen unterrichtet werden. 26 deutsche und 26 portugiesische SchulanfängerInnen oder Kinder aus binationalen Ehen sollen hier vom ersten Schultag an gemeinsam Sprache und Kultur des jeweils anderen Landes kennenlernen. Geplant ist, daß der bilinguale Unterricht in der Gesamtschule bis zur 10. Klasse fortgeführt werden kann.

Die Kinder werden von deutschen und portugiesischen LehrerInnen unterrichtet. Täglich wird im ersten Schuljahr Portugiesisch auf dem Stundenplan stehen. Ab der dritten Klasse soll dann der Sachunterricht zweisprachig erteilt werden, ab der vierten Klasse nur noch auf portugiesisch. Die „Escola Básica Luso-Aleman“, wie die Schule auf portugiesisch heißt, ist ein Kooperationsprojekt der portugiesischen Botschaft in Bonn und der Hamburger Schulbehörde. Alle portugiesischen LehrerInnen werden vom Erziehungsministerium in Lissabon bezahlt.

Organisation und Unterrichtsaufbau orientieren sich an der deutsch-italienischen Grundschule in Wolfsburg und den inzwischen zehn zweisprachigen Europa-Schulen in Berlin. Christa Goetsch, schulpolitische Sprecherin der GAL, hofft, daß sich nun auch in Hamburg der bilinguale Unterricht durchsetzt. „Warum sollte sich nicht in Altona eine deutsch-türkische Schule gründen?“, fragt sie.

In Berlin hat man diese Erfahrung schon gemacht. 1996 eröffnete im Stadtteil Kreuzberg die erste deutsch-türkische Europa-Schule. „Die anfänglichen Befürchtungen, daß nur türkische Eltern ihre Kinder hierherschicken, haben sich nicht bestätigt“, sagt Ozcan Mutlu, Gründungsmitglied der Schule. „Wir können uns vor Anfragen kaum retten.“

In Hamburg können interessierte Eltern aus der ganzen Stadt ihre Kinder an der neuen Schule anmelden. Diejenigen, die nicht im Einzugsbereich der Rudolf-Roß-Schule wohnen, müssen in der Zeit vom 2. bis zum 19. Februar 1999 bei der für sie zuständigen Grundschule einen Umschulungsantrag stellen. Übersteigt die Zahl der Anmeldungen die festen Klassengröße von je 26 SchülerInnen, entscheidet das Los.

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