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Vorerst „Waffenruhe“ in Bremerhaven

■ Libanesische Familie beendet Serie von Straftaten / Vater weiter in Haft

BHV. Aufatmen bei Bremerhavens Oberbürgermeister Manfred Richter (FDP) – die zehnköpfige Familie M. hat offensichtlich beschlossen, ihre kriminelle Karriere zumindest auszusetzen. „Anlaß dürfte die Verhaftung des Vaters wegen Waffenbesitzes und Drogen gewesen sein“, mutmaßt Magis-tratssprecher Wilfried Moritz. Das Familienoberhaupt wartet nach wie vor in U-Haft auf seinen Prozeß. Zuvor war die ausländische Familie immer wieder wegen Körperverletzung, Dealerei, Drogenbesitz und Einbrüchen aufgefallen. Problem: Die meisten Straftaten konnten nicht geahndet werden, da sie meist von den Kindern unter 14 Jahren verübt worden waren.

Dennoch kann Bremerhaven die Familie nicht einfach abschieben. Der sichere Drittstaat, aus dem die M.s eingereist sind, heißt DDR. Und: „Die haben gefälschte Pässe aus dem Libanon“, berichtet Moritz. Nach Angaben der Stadt stammt die Familie aber aus der Türkei. Die legt sich nun quer und will die angebliche Identität der Familie nicht anerkennen. Dadurch gibt es keine Paßersatzpapiere und die Familie darf nach deutschem Recht nicht abgeschoben werden.

Immer noch stinksauer ist Oberbürgermeister Richter, trotz der augenblicklichen „Waffenruhe“, auf die Umland-Gemeinde Wiesmoor. Wie berichtet, waren die M.s zuvor dort angesiedelt und haben das halbe Dorf terrorisiert. Nachweislich haben die Söhne Mitschüler erpreßt, Kaninchen vom Nachbarn geköpft, Rentnern die Taschen entrissen und sind in Geschäfte eingebrochen. Daraufhin blieb Wiesmoor nicht untätig. Was Bremerhaven im großen Stil in die Türkei nicht gelingen will, klappte bei den Niedersachsen. Sie schoben die Familie einfach in einer Nacht-und-Nebel-Aktion in die Seestadt ab. Ohne Paßersatzpapiere versteht sich. Jeti

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