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■ QuerspalteDa gehste Caputh!

Wenn Grüne sich über ihre Strategie Gedanken machen, dann kann das nie verkehrt sein. Aber hat es denn ausgerechnet im brandenburgischen Caputh sein müssen? Als ob die Partei demonstrieren wollte: Gestern standen wir am Abgrund, aber heute sind wir schon einen Schritt weiter. Was waren das für goldene 80er Jahre, als die grüne Symbolpolitik noch zog. Landauf, landab wehte die Sonnenblume, und grüne Atompolitik bedeutete schlicht „Atomkraft – Nein, danke!“. Und abends am Lagerfeuer im Hüttendorf klampfte man selig und voller Inbrunst. Macht caputh, was euch caputh macht!

Heute ist das alles nicht mehr so einfach. Längst ist das gelbe Gewächs verdorrt. Aus „Genosse Jürgen“ wurde „Umweltminister Tritt-ihn“. Der fährt in die Gorlebener Grube, und manch einer der ehemaligen Sympathisanten mag klammheimlich gewünscht haben, er käme nie wieder hoch.

Doch machen wir uns nichts vor: Lange schon sind die Grünen auch sÜmbolpolitisch in der Krise. Spätestens seit Magdeburg hat das Ü nichts mehr zu lachen. Seither steht das Ü für Üben. Und auch im Müll ist schließlich ein Ü enthalten. Wie schnell doch der Atom- zum grünen Müll werden konnte! Oder sollte man gar bald mit Ü und grün die Müllhalde der Geschichte assoziieren müssen? Grabinschrift: „Die Grünen – Müll der Geschichte – nicht recyclebar und ohne Möglichkeit der Wiederaufbereitung“.

Aber wer wollte sich gerade am Rosenmontag schon gern solch trübsinnigen Gedanken hingeben? Da fällt einem voller Erleichterung ein: Ü steckt auch in Bütt. Und wenn uns auch das Lachen längst vergangen ist, machen wir wenigstens heute die Autosuggestion des Autokanzlers mit: Regieren macht Spaß! Auch den Regierten! Erfreuen wir uns an der Bonner Stunksitzung.

Helau! Albrecht von Lucke

P.S.: Aber bloß nicht dran denken: Übermorgen ist schon wieder Aschermittwoch.

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