: Kein Mahnmal ohne Worte
■ Gedenkstätten und Kirchen erheben Einspruch gegen ein Holocaust-Museum
Die KZ-Gedenkstätten in Deutschland haben ihre „großen inhaltlichen und praktischen Bedenken“ gegen die Errichtung eines Holocaust-Museums in Verbindung mit dem geplanten Mahnmal bekräftigt. Auch die beiden großen Kirchen machten ihre Vorbehalte gegen die bisherigen Planungen deutlich und plädierten für den Vorschlag des SPD-Politikers und Theologen Richard Schröder, als Kern eines Mahnmals das Gebot „Du sollst nicht morden“ in großen hebräischen Buchstaben darzustellen und in allen Sprachen zu wiederholen, die die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung gesprochen haben. EKD- Präses Manfred Kock schloß sich gestern dem früheren Vorschlag des Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Hans-Joachim Meyer, an. „Ein Mahnmal ohne Worte kommt nicht zur Sache“, meinte Kock. Der Kulturausschuß des Bundestages will sich heute in einer Anhörung der Beteiligten ein Bild über den Stand der Planungen machen. Die KZ-Gedenkstätten betonten, der Bundestag stehe vor einer Epochenentscheidung.
In der Kombination von verkleinertem Stelenfeld von Peter Eisenman sowie Ausstellungs-, Dokumentations- und Bibliotheksgebäude würde in Berlin ein „künstlicher authentischer Ort“ entstehen, der in den USA und Israel folgerichtig sei, in Deutschland aber, als dem Land der authentischen Tat- und Leidensorte, widersinnig wäre und die bisher an den authentischen Orten geleistete Arbeit nachträglich entwerten würde. Die Gedenkstätten begrüßen die Suche des Kulturstaatsministers Naumann nach einem Konzept, „das unmißverständlich deutlich machen soll, daß kein Schlußstrich gezogen werden darf“ und die Erinnerung an die Shoa immer auch eine öffentliche Angelegenheit bleiben müsse. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, Deutschland sei ein „Entwicklungsland der Erinnerungskultur“. dpa
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