piwik no script img

Auf Du und Du mit der EU„Dilettantismus“ und „Unfähigkeit“

■ EU-Abgeordnete Karin Jöns: EU wollte Großkonferenz finanzieren – Wirtschaftsbehörde habe versagt

Die Europaabgeordnete Karin Jöns (SPD) fand gestern deutliche Worte: „Dilettantismus“ und „Unfähigkeit“ warf sie Bremens Wirtschaftsbehörde und der Europaabteilung vor. Hintergrund ist eine einwöchige Konferenz zu Meeresforschung und -technologie, die im Rahmen der Expo in Bremen stattfinden sollte. Die Europäische Union hätte die Kosten von rund 800.000 Mark für diese Konferenz übernommen. Bremen hätte nur einen Senatsempfang organisieren müssen. Doch aus der internationalen Konferenz mit rund 1.000 Gästen wurde nichts. Den Zuschlag bekam Hamburg. Jöns: „Unfaßbar. Obwohl die Europäische Kommission bereits im Oktober letzten Jahres dem Wirtschaftsressort ihr Angebot unterbreitete, sogar konkrete Anregungen mitlieferte, war man in der Europaabteilung bis Mitte Januar nicht in der Lage, ein vernünftiges Konferenzkonzept zu liefern. Was dann in acht Tagen mit heißer Nadel gestrickt wurde, ließ Hamburg zum lachenden Dritten werden.“ Damit habe das Wirtschaftsressort „einmal mehr seine Inkompetenz in Sachen Wirtschaftsförderung bewiesen und die Chance verspielt, Bremen als wettbewerbsfähigen innovativen Forschungsstandort in Europa zu präsentieren“.

Jan Rinnert, Pressesprecher von Wirtschaftssenator Josef Hattig, weist die Vorwürfe von Jöns zurück. „Wir haben in der Tat eine Anfrage erhalten“, bestätigt er. Am 3. Februar sei sogar ein Vertreter der EU in Bremen gewesen. „Es hätte sich aber um eine Veranstaltung mit 1.000 Leuten gehandelt. Wir mußten einfach sehen, daß wir das von den Übernachtungen her einfach nicht darstellen konnten. Das hängt mit Vorbuchungen für die Expo zusammen.“ Hamburg sei deshalb tatsächlich „die geeignetere Stadt“. Die Wirtschaftsbehörde bemühe sich jetzt allerdings, Teile des Rahmenprogrammes nach Bremen zu holen. Die Europaabteilung stehe diesbezüglich noch in Kontakt mit der Europäischen Kommission. Rinnert: „Die Schärfe des Tons von Frau Jöns verstehe ich nicht.“ Ob das von der Europaabteilung erarbeitete Konzept tatsächlich den Ausschlag für die Entscheidung gegeben hatte, ließ sich gestern nicht klären. Eine Stellungnahme der Europäischen Kommission war gestern bis Redaktionsschluß nicht zu bekommen. kes

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen