Immer lustig und doch so traurig innendrin

■ Am Abend der Oscar-Nacht zeigt BBC World eine Dokumentation über den Schauspieler Peter Sellers, der nie einen goldenen Kerl abbekommen hat

Vielleicht gibt es ja einen guten Grund, die Nacht von Sonntag auf Montag nicht mit Susan Stahnke, Pro 7 und der Oscar-Verleihung zuzubringen: Schließlich begab es sich vor genau 20 Jahren, daß der Brite Peter Sellers – nominiert für einen großartigen Film, der hierzulande „Willkommen, Mr. Chance“, ansonsten aber schlicht „Being there“ (Da sein) heißt – keinen Bester-Darsteller-Oscar bekam. Und wenn schon damals statt dessen Dustin Hoffman den goldenen Kerl für „Kramer gegen Kramer“ absahnte, dann ist etwas faul im Stahnke-Staat Hollywood.

Die Peter-Sellers-Dokumentation auf BBC World möchte hingegen zeigen, wo die Filmwelt noch in Ordnung war: bei ihm, Sellers, dem „menschlichen Chamäleon“, der von sich selber sagte, er habe ohne Rolle keine eigene Identität. Sellers, the Goon also, der ewige Clown und Narr, immer lustig und doch so traurig innendrin; der in einem BBC-Nuschel-Interview von 1974 erzählte, daß er ebensogut hätte Straßenkehrer werden können, was das Publikum belachte, als wäre auch das schon komisch.

„The Peter Sellers Story“ ist es jedenfalls nicht. Bekümmert wandelt sie von seinen spätdadaistischen Klamaukanfängen in den 50ern bis zum allerletzten Herzinfarkt 1980 mit 54. (Und immer so, als wäre der Mann erst letzte Woche verstorben.) Darüber hinaus rühmen sich die Briten, erstmalig auch private Aufnahmen zu zeigen. Wo, wenn nicht dort, heißt es, sei „der wahre Peter Sellers“ zu sehen? Sollte die Doku Recht damit haben, dann war er einer, der slapstickig hüpft und mit den Augenbrauen zuckt – immer mit gespannten Mundwinkeln, die wie ein Lächeln aussehen sollten.

Die vielen Interviewpassagen machen's auch nicht spaßiger: Der Mann muß ein Ekel gewesen sein, daß noch immer nur sein Wahnsinnstalent, seine „comic ecstacy“ gelobt werden, es hernach aber schon bald Vokabeln wie „neurotisch“, „selbstsüchtig“, „besitzergreifend“ regnet. Am Ende bleibt der Eindruck, daß dieser Mensch sich jenseits aller verschwiemelten Psychologisierereien auch in einer hermetisch tabuisierten Homosexualität wiedergefunden haben könnte. Nur: Aus Peter Sellers war schwul läßt sich eben kein betulicher BBC-Mythos aufwärmen.

Schon gar nicht, wenn der Film seinen eigentlichen Anlaß so trotzig verschweigt: Gerade hat Sellers-Sohn Michael ein Buch über den Vater geschrieben, in dem er u.a. eine angebliche Affäre zwischen Sellers und Prinzessin Margaret ausplaudert. Potente Gerüchte, die Michael Sellers eben nicht an die britische Broadcasting-Kompanie, sondern nach Hollywood verkaufte. Weswegen die Erinnerung an den Papi demnächst doch noch ein Oscar zieren könnte – und die nächste Oscarnacht-Übertragung uns womöglich wiederum keine Susan Stahnke (dann aber mindestens als Princess Margaret?) erspart. Christoph Schultheis

„Arena: The Peter Sellers Story“: So. (Teil 1) und 28.3. (Teil 2), jeweils um 21.05 Uhr, BBC World