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Serbiens Preußen liegt im Kosovo

■ Einig nur in der Verurteilung des Krieges: Die Bremer Serben

„Ich glaube, 80 Prozent der Deutschen sind gegen den Krieg in Jugoslawien“, sagt Borivojor Drakovic, serbischer Bremer aus Habenhausen. Und tatsächlich nehmen die öffentlichen Proteste gegen die Nato-Angriffe zu. Stoppt die Nato-Intervention, fordern nicht nur vierzig Bremer öffentlich; aus Hannover gab es jetzt eine ähnlich lautende Erklärung der bündnisgrünen Landesvorsitzenden und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN/BdA).

Borivojor Drakovic ist Habenhauser Besitzer eines Balkan-Restaurants und gehört zu den rund 300 Serben, die in Bremen, Bremerhaven und Wilhelmshaven wohnen. Wo Serbiens Wiege steht, weiß der Gastronom noch, auch wenn er seit 30 Jahren in Deutschland wohnt: im Kosovo. Und deshalb, sagt er, würde er auch „eine Million tote Serben“ dafür in Kauf nehmen, daß der Kosovo Serbien erhalten bleibt. Historisch versiert appelliert er dabei an das assoziierende Verständnis der Deutschen: „Sie weinen in Deutschland Preußen doch auch hinterher.“

Die Schätzung der Zahl von rund 300 serbischen Bremern und Wilhelmshavenern kommt von Vladimir Vukasovic. Der 48jährige kam mit 21 Jahren nach Bremen und ist praktizierendes Mitglied der hiesigen serbisch-orthodoxen Gemeinde. Am vergangenen Samstag ergriff er vor rund 600 Demonstranten auf dem Bremer Marktplatz im Namen der Gemeinde das Wort und findet den Krieg in Jugoslawien – wie alle von der taz befragten serbischen Bremer – falsch und grausam. Zwar sei er „berechtigt“, wenn keine Zivilisten dabei sterben würden, aber: „Es ist nicht alles versucht worden.“ Besser als die Nato-Bomben wäre ein konsequentes Wirtschaftsembargo gewesen. Im Gegensatz zu Drakovic, der betont: „Milosevic ist nicht schlecht“, glaubt Vukasovic: „Das Volk steht nicht zu dem Diktator. Das steht zu sich und verschmilzt zur Einheit.“

Gefahr für seine deutschen Mitbürger in Bremen sieht Vukasovic übrigens zur Zeit nicht: „Das serbische Volk in Deutschland ist friedfertig – dafür stehe ich mit meiner Person ein.“ Doch auch hierin ist er sich mit seinem Landsmann Drakovic gar nicht einig – dieser sagt (und will das nicht drohend gemeint haben): „Ich habe Angst, eine Million Serben in Deutschland machen Gewalt.“

So gespalten ist die serbische Gemeinde in Bremen – übrigens auch auch hinsichtlich der Rolle der Opposition in Belgrad. Denn während Vukasovic, der Bremer Elektroniker, den Europäern rät: „Haltet euch an die Opposition, dann erreicht ihr euer Ziel!“, sieht der Gastronom M.G. derzeit nicht einmal die Existenz einer Opposition für gegeben an.

Gespalten sind jetzt auch die 12 jugoslawischen Fußballspieler, die derzeit in Deutschland spielen, nachdem der jugoslawische Fußball-Verband am vergangenen Wochenende zum Boykott aufgerufen hat. Während Duisburgs Verteidiger Slobodan Komljenovic bereit ist, dem Aufruf „ohne Wenn und Aber“ zu folgen, lehnte gestern Rade Bogdanovic vom SV Werder Bremen einen Spielboykott wegen des Kosovo-Krieges ab. Der bosnische Serbe will am Samstag im Bundesligaspiel gegen Hansa Rostock mitspielen, seinen grundsätzlichen Protest gegen den Krieg aber durch eine schwarze Armbinde ausdrücken, erklärte Werder-Pressesprecherin Marita Hanke. Krieg sei immer schrecklich, so habe Bogdanovic erklärt, doch könne er seine Freunde und Verwandten in Jugoslawien eher durch Geld und Medikamente als durch einen Boykott helfen. ritz

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