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Der Kampf um Köpfe und ein ruhiges Hinterland

■ Um die Briten von den Nato-Angriffen zu überzeugen, setzt Premierminister Tony Blair auf Emotionen und einfache Worte. Sein Erfolg bei Parteien, Medien und Bevölkerung ist mäßig

Nur Alex Salmond ist ausgeschert. Der Chef der Schottischen Nationalen Partei ist der einzige britische Parteiführer, der die Bombardierung Serbiens kritisiert. „Wenn wir eine Intervention beschließen“, sagte er vorgestern, „dann muß diese Politik zwei Dinge erreichen: Sie muß Milošević schwächen und dem Kosovo helfen.“ Beides sei nicht der Fall — die Luftangriffe könnten sogar den gegenteiligen Effekt haben.

Salmonds Fernsehinterview löste bei der Labour-Regierung Empörung aus. „Er ist unfähig, eine Partei zu führen“, sagte Außenminister Robin Cook, „man wird in Belgrad auf ihn anstoßen.“ Salmonds Kritik ist in den Augen der Regierung vor allem deshalb verwerflich, weil Premierminister Tony Blair in seiner Ansprache ans Volk am Freitag die Einheit beschworen hat: „Ich möchte, daß das ganze Land vereint hinter unseren Truppen steht.“

Die Meinung in Großbritannien ist jedoch geteilt, und zwar nicht nur bei der Bevölkerung, sondern auch bei den Medien und den Parteien. Ein Drittel der Tories, traditionell für fast jeden Krieg zu haben, lehnt die Bombenangriffe ab. Das liegt nicht nur daran, daß man diesmal auf den Oppositionsbänken sitzt. Bei den Angriffen auf den Irak im Dezember unterstützten die Konservativen nahezu geschlossen die Regierung. Ihre Skepsis jetzt hat historische Gründe: Serbien stand Britannien in diesem Jahrhundert meistens näher als Kroatien, das von Deutschland unterstützt wurde.

Auf den Tory-Chef William Hague kann sich Blair noch verlassen. Auf seinen eigenen linken Parteiflügel aber nur bedingt: Der Alt-Linke Tony Benn ist erwartungsgemäß gegen den Nato-Einsatz, Ken Livingstone, der „rote Ken“, ist dafür. Nach der Unterhaus-Debatte am Donnerstag wollten zwölf Labour-Abgeordnete gegen ihre Regierung stimmen, doch Blair vermied ein Votum. Daß es nur zwölf waren, lag an dem verblüffend geringen Interesse an der Debatte.

Die Medien sind ebenfalls gespalten, selbst bei den patriotischen Boulevardblättern halten sich Für und Wider die Waage. Nur Medienzar Rupert Murdochs Kampfblatt, die Sun, ist sich sicher: „Prügelt Slobodan“ titelte sie vorige Woche in gewohnt rudimentärer Sprache. Das Blatt hat ihn bereits als „serbischen Schlächter“ aufgebaut, als paranoiden, manisch depressiven Trunkenbold, der „zwei Flaschen Schnaps am Tag niedermacht, während er alleine im Dunkeln sitzt“.

Ähnlich lautet auch Blairs Botschaft, wenn auch in gewählteren Worten. Er versucht gar nicht erst, der Bevölkerung die verschiedenen Facetten der Balkankrise nahezubringen, sondern setzt auf Emotionen: „Die armen, wehrlosen Menschen im Kosovo betteln uns an, Stärke und Entschlossenheit zu zeigen. Wir tun, was richtig ist.“ Der Krieg ist, wie schon der Golfkrieg, ein Feldzug gegen einen Mann: Milošević. „Mörder und Barbar“, das waren die am meisten benutzten Worte bei der Unterhausdebatte. Die Mehrheit der Bevölkerung steht hinter Blair: Zwei Drittel halten nach neuesten Umfragen die Luftangriffe für gerechtfertigt. Genauso viele glauben aber auch, daß man damit nichts erreichen werde. Ralf Sotscheck, Dublin

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