: Abrixas mit Russen-Rakete in den Orbit
■ Bremer Röntgenteleskop soll künftig nach neuen und unbekannten Welten suchen
Ein Röntgenteleskop aus der Freien und Hansestadt Bremen wird demnächst den weiten Sternenhimmel nach bislang unbekannten Objekten absuchen. Das Teleskop ist Kernstück des deutschen Wissenschaftssatelliten „Abrixas“, der am 28. April 1999 mit einer russischen Trägerrakete in den Orbit geschossen werden soll. Hauptauftragnehmer des stellaren Projektes ist das Bremer Unternehmen OHB-System GmbH, ein Spezialist für Kleinsatelliten. Wie das Unternehmen gestern in Bremen mitteilte, liegt das Gesamtvolumen für „Abrixas“ mit Entwicklung, Bau und Start bei rund 40 Millionen Mark.
OHB erwartet, daß das Teleskop von seiner etwa 600 Kilometer hohen Erdumlaufbahn aus während der nächsten drei Jahre mindestens 10.000 neue Röntgenquellen entdecken wird. Außerdem werde es zur gezielten Untersuchung von Neutronensternen und anderen Objekten eingesetzt und diene der Identifizierung von „interessanten Stellen am Himmel“. Das Teleskop wurde von Carl Zeiss (Oberkochen) entwickelt und gebaut. Es hat sieben „Augen“, die jeweils aus einem System von 27 einzelnen Spiegeln bestehen, die Röntgenstrahlung aufnehmen, bündeln und an eine elektronische Kamera senden können.
Auftraggeber für den nur 512 Kilogramm schweren Satelliten ist das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Bonn. Zudem fördert das Bundesfor-schungsministerium das Projekt. „Abrixas“ wird nach OHB-Angaben vom DLR als Pilotprojekt für den Bau von Kleinsatelliten mit sehr anspruchsvoller Nutzlast finanziert.
Nach dem Start in Kapustin Yar, nahe Wolgograd, überwacht das DLR-Raumfahrtkontrollzentrum im süddeutschen Oberpfaffenhofen den eigentlichen Betrieb des Satelliten. Wissenschaftlich betreut wird „Abrixas“ vom Astrophysikalischen Institut Potsdam (AIP), vom Max-Planck-Institut für Extraterrestrische Physik (MPE) in Garching und vom Institut für Astronomie und Astrophysik, beheimatet an der Universität Tübingen.
Die neue Art des Projektmanagements, große Teile der Projektverantwortung an die Industrie zu delegieren, gilt nach OHB- Angaben als richtungsweisend für künftige Kleinsatellitenprojekte mit anspruchsvollen Nutzlasten. „Abrixas“ sei ein Beitrag dazu, die Konkurrenzfähigkeit im Satellitenbereich der deutschen Raumfahrtindustrie im internationalen Wettbewerb weiter zu steigern. „Abrixas“ steht für „A BRoad band Imaging X-ray All-sky Survey“, frei übersetzt: Abbildung von Röntgenquellen des gesamten Himmels innerhalb eines breiten Strahlungsspektrums.
dpa
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