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CDU stürmt mutig in die Bundesliga-Rückrunde

■ Diesmal startet die SPD mit Socken in den Wahlkampf, die Grünen mit Drogenpolitik in die lebenswerte Metropole. FDP ist gegen alle, hat dieses Konzept aber noch nicht bebildert

Ein gutes Dutzend Fotografen und Kameraleute beobachtet die schneeweiße Wand, auf die Jürgen Walther unbeeindruckt und routiniert ein paar Söckchen auf der Wäscheleine plakatiert. Ihnen und nicht dem Mitarbeiter der Außenwerbungsfirma gilt das Medieninteresse. Plötzlich übernimmt Ralf Wieland, der Landesgeschäftsführer der Berliner SPD, die Leimbürste. Bunte Socken für Berlin – mit dieser programmatischen Sensation starten die Sozialdemokraten in den Kampf zur Wahl des Abgeordnetenhauses.

Am 10. Oktober wird gewählt, wer Berlin ins nächste Jahrtausend führt. Vier Monate vorher müssen sich die Parteien bei Landeswahlleiter Günther Appel angemeldet haben. Der Landeswahlausschuß entscheidet am 20. August über die Zulassung. Über das Wohl und Wehe aber entscheiden die WählerInnen, und die wollen bis dahin gewonnen sein. Die SPD setzt auf den Wandel der Stadt, in der sich alte und neue BerlinerInnen „willkommen“ fühlen sollen. Philosophisch macht Wieland eine „Kontinuität der Veränderung“ aus.

„Berlin wird sich nicht grundlegend wandeln“, widerspricht CDU-Landesgeschäftsführer Matthias Wambach, die Christdemokraten setzen daher auf Gewohntes: „Wir Berliner sagen Reichstag!“ heißt die gestern gestartete Aktion von Generalsekretär Volker Liepelt. Zwar präsentiert sich die CDU mit dem Slogan „Zukunft Berlin“ auch im Internet, doch so ganz ist die Auffahrt auf den Datenhighway noch nicht geglückt: Stellvertretender Generalsekretär ist dort noch immer Jörg Schönbohm; Pressemitteilungen sind unter der entsprechenden Überschrift nicht zu finden.

Wer die PDS im Net sucht, wird zunächst auf „Branchenlösungen für das Bauhauptgewerbe“ stoßen, denn unter www.pds.de wirbt die Programm + Datenservice GmbH (PDS). Die gleichnamige Partei hat eine 2 hinter dem „www“, dort ist die neueste Pressemitteilung bald einen Monat alt. Dafür werden die Plakate, deren Gestaltung nach Aussagen von Pressesprecher Axel Hildebrandt noch gar nicht feststeht, „wie immer bei der PDS: vielfach preisgekrönt“. Gigantische Slogans und ein Karikaturplakat sollen „die Frauen der Hauptstadt“ und „die zweite große Zielgruppe, die Jugend“ gewinnen.

Ob es bei der FDP ganz so witzig wird, kann Pressesprecher Jörg Henschel nicht sagen. Denn „die optische Fassung wird noch entschieden“. Klar sei jedoch, daß man gegen die Große Koalition sei und Rot-Grün verhindern wolle, blickt der Sprecher der „ReformPartei“ richtungweisend in die Zukunft.

Auch bei den Grünen ist „die Ästhetik noch nicht entschieden“, so deren rechtspolitischer Sprecher im Abgeordnetenhaus, Norbert Schellberg. Doch das Motto stehe fest: „Lebenswerte Metropole“. Unter dieser Überschrift sollen „sechs bis acht witzige und freche Motive“, etwa zur Drogen- oder Arbeitsmarktpolitik, plakatiert werden. Bis zur konkreten Entscheidung in der nächsten Woche sind aber zumindest die Infos im Internet aktuell. Übrigens: Der aktuellste Termin der CDU im Internet ist der 19. Februar 1999: „Fußball: Bundesliga-Rückrunde“. Christian Arns

Der Autor war von 1991 bis 1996 bei der taz , war zuletzt Pressesprecher des Justizministeriums in Sachsen-Anhalt und versucht gerade zu promovieren.

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