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Der große Vorsitzende geht zurück an die Schulbank

■ Die GEW muß am Montag einen Nachfolger für den langjährigen Vorsitzenden Erhard Laube wählen. Entscheidung zwischen Bildungspolitikerin Reich und Tarifpolitiker Thöne

Die negativste Kritik, die über den GEW-Landesvorsitzenden Erhard Laube geäußert wurde, ist, daß er ein „absolutes Arbeitstier“ ist: Sowohl innerhalb der Gewerkschaft als auch im politischen Raum sind die Meinungen über Laube fast immer positiv. Dennoch wird die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft am Montag einen neuen Vorsitzenden wählen. Nach fast zehn Jahren im Amt tritt Ehrhard Laube nicht mehr an. Der 51jährige möchte wieder zurück an die „Basis“ und als Grundschullehrer arbeiten.

Für das Amt des Vorsitzenden der rund 25.000 Berliner GewerkschaftlerInnen bewerben sich Brigitte Reich, die jetzige Stellverteterin Laubes, und Ulrich Thöne, derzeit Berufsschullehrer. Reich, 1947 geboren, möchte die GEW als Bildungsgewerkschaft profilieren, die stärker gesamtgesellschaftliche bildungspolitische Themen anstoßen soll: Erziehung, Bildung, Wissenschaft und Forschung sollten zusammenhängend thematisiert werden und nicht gegeneinander ausgespielt werden, so Reiche in der GEW-Zeitung. Dazu gehöre der Kampf um Arbeitsbedingungen ebenso wie die Förderung von pädagogischen Reformideen.

Thöne, 1951 geboren, möchte als Vorsitzender „die Ausbildungschance der jungen Generation und unsere Arbeitsbedingungen verteidigen“. Er gilt als Finanzspezialist und zielstrebiger Tarifpolitiker. Es wird ein „Kopf-an-Kopf-Rennen“ erwartet.

Die beiden Richtungen, Bildungs- und Tarifpolitik, habe Erhard Laube trefflich miteinander vereinbart, sagt Sanem Kleff, bei der GEW zuständig für multikulturelle Angelegenheiten. Er sei „unvoreingenommen und innovativ“. Multikulti sei für Laube ein selbstverständlicher Bestandteil von Bildungspolitik.

Für Dieter Haase, auch stellvertetender Vorsitzender der GEW und „Ostbeauftragter“, hat sich Laube in den vergangenen Jahren sehr „intensiv und erfolgreich“ für den Ostteil der Stadt eingesetzt. So habe die GEW beispielsweise erreicht, daß die Lehrerabschlüsse anerkannt und viele Schulhorte erhalten blieben.

Auch in der Politik ist man voll des Lobes über Laube, sogar bei der CDU. So findet deren schulpolitische Sprecherin, Marion Kittelmann, daß Laube „ein hohes Maß an Sachverstand, gemischt mit Pragmatik“ habe. Er sei nicht „festgefahren“ und würde durchaus alte Positionen revidieren, zum Beispiel über Leistungssteigerungen von LehrerInnen und SchülerInnen diskutieren. Der schulpolitische Sprecher der SPD, Peter Schuster, lobt Laubes „klare Konzeptionen“. Jedoch gebe es Dilemmas in der GEW, die auch Laube nicht lösen könnte. Zum Beispiel eine Halbtagsschule mit längeren Öffnungszeiten zu fordern und gleichzeitig anzuerkennen, daß damit auch die Lehrerarbeitszeiten flexibilisiert werden müssen. In dieser Diskussion habe sich die GEW „gelähmt“.

Nach Ansicht der bildungspolitische Sprecherin der Grünen, Sybille Volkholz, hat Laube versucht, die GEW zu einer Bildungsgewerkschaft zu machen. Die GEW sei aber nach wie vor davon geprägt, die Rechte der Beschäftigten zu sichern. „Sie kümmert sich zu sehr um ihr Innenleben und muß zukünftig mehr gesellschaftpolitisch diskutieren“, sagt Volkholz.

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