■ Pappplakate: SPD wirbt mit Großflächen
Bürgermeister Scherf hat mit der CDU-Spitze, dem Spitzenkandidaten Hartmut Perschau und dem Landesvorsitzenden Bernd Neumann, abgesprochen, „zur Bürgerschaftswahl keine Großplakate aufzustellen“. Sagt Scherf. Die CDU, diese treulosen Gesellen, haben „das Wort unter Partnern gebrochen“, und „Meine Partei hat sich daran gehalten.“
Das Ehrenwort im Ohr mutet es doch ein wenig merkwürdig an, wenn man in Bremen nun auf diverse Großplakate der SPD stößt. „Manchmal muß man klar sagen, was man will“ steht da auf einer Großfläche. SPD. „Gut für sie, gut für Europa“ steht klein darunter. Wie kann einer sich derart empören über den Wortbruch bei den Großflächen-Plakaten, dessen Partei selbst Großflächen-Plakate in Auftrag gegeben und geklebt hat?
Natürlich, die Großflächen-Plakate der SPD werben ganz offenkundig allein für die Europawahl, und die Verabredung, keine Großplakate zu kleben, bezog sich – laut Scherf – auf die Bürgerschaftswahl. Das ist der kleine Unterschied, an dem die gesamte Moral der „Wortbruch-Empörung“ hängt.
Scherf redet nicht von Großflächen-Plakaten der SPD, sondern von den „Großflächen, die Karin Jöns gebucht hat“. Daraus spricht schlechtes Gewissen: Selbstverständlich hat nicht Karin Jöns die Flächen gebucht, sondern die SPD. Kann es sein, daß Scherf mit den „Partnern“ den Verzicht auf Großflächen-Werbung für die Bürgerschaftswahl vereinbaren wollte und wußte, daß seine Partei gleichzeitig mit Großflächen in der Stadt Wahlkampf betreiben wollte? K.W.
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