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Hier spendet Bremen

■ Der Soul-Schmusebär Lionel Richie kommt für ein UNICEF-Benefiz-Konzert ins Weserstadion / Die Stadt subventioniert es mit rund einer Viertel Millionen Mark

Am 20. Juli wird das Bremer Weserstadion und seine Umgebung zum vierten Mal in der laufenden Saison mit Popmusik beschallt. Wie die beiden Bremer Bürgermeister Henning Scherf (SPD) und Hartmut Perschau (CDU) gestern in trauter Eintracht bekannt gaben, tritt Lionel Richie an diesem Tag zugunsten des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen UNICEF auf (siehe Kasten „Kriegsopfer“). Doch im Gegensatz zu den anderen Open-Air-Konzerten mit Westernhagen (29. Mai), Wolfgang Petry (12. Juni) und Bruce „The boss“ Springsteen (17. Juni) zahlen beim einzigen Deutschland-Konzert des Soul-Schmusebärs indirekt auch die Zaungäste auf dem Osterdeich und den Wiesen hinter dem Stadionbad mit. Die Wirtschaftsförderungsausschüsse haben jetzt einen Zuschuß in Höhe von 200.000 Mark Steuergeldern für das Konzert bewilligt. Weitere 150.000 Mark sind für Folgeprojekte zugesagt. Außerdem verzichtet die Stadt auf die Stadionmiete, die normalerweise bei neun bis zehn Prozent des Nettogewinns oder mindestens bei 25.000 Mark liegt. Schließlich beteiligt sich die Hanseatische Veranstaltungsgesellschaft (HVG) mit geldwerten Know how an der Organisation.

Ursprünglich sollte das Konzert in Aschaffenburg stattfinden. Der dortige Veranstalter Felix Scheuerpflug, der in der nordwestbayerischen Stadt Tennistourniere oder Konzerte mit den Popstars der Klassik organisiert, wollte Aschaffenburg auch in diesem Sommer einen großen Pop-Event bescheren. In den vergangenen Jahren sangen dort Elton John und Whitney Houston vor 55.000 und 65.000 ZuhörerInnen für den guten Zweck. Gute Kontakte zur Hanseatischen Sportmarketing GmbH hätten ihn nach Bremen gelockt, sagt Scheuerpflug. Diese „guten Kontakte“ lassen sich auch mit „Scheckbuchmarketing“ übersetzen: Im Gegensatz zu den Behörden in Bremen bestanden die Verantwortlichen in Aschaffenburg auf Mietzahlung für den Festplatz. Nach Angaben eines Sprechers des Ordnungsamtes wären das inclusive Nebenkosten rund 60.000 Mark gewesen. Da kamen die guten Kontakte nach Bremen zur rechten Zeit. Denn Scheuerpflug hat nach eigenen Angaben bis gestern erst 5.000 Karten für das Konzert verkauft. Freilich gibt er sich zuversichtlich, die Hütte doch zu füllen. Eine Veröffentlichung in der ADAC-Motorwelt hätte den Absatz aber angekurbelt.

„Mein Großvater hat immer gesagt: ,Nimm di nix vöör, dann slagt di nix fehl', – aber mit dieser Einstellung kommt man nicht voran“, bügelt Hartmut Perschau jede kritische Nachfrage ab. Bremen sei schließlich eine „Metropole“, ja sogar eine „Boomtown“. Und wer selbst als Baustellenfan durch Mimik zum Ausdruck bringt, daß er diesen Optimismus langsam für klebrig hält, wird von Perschaus großem Bruder Scherf mit bösen Blicken bestraft.

Je nach Zuhörerzahl gut oder schlecht gelaunt singt Lionel Richie am 20. Juli seine größten Erfolge. Im Vorprogramm treten die Bremer Boygroup „Echt“ und für ihr erstes Deutschland-Konzert die junge schwedische One-Hit-Popsängerin Emilia („Big, big world“) auf. Mit weiteren Künstlern verhandelt Felix Scheuerpflug noch.

„Die Konzerte waren eine große Sache für uns“, sagt der Beamte aus dem Aschaffenburger Ordnungsamt. „Wir bedauern das sehr, daß die nun in Bremen stattfinden sollen. Aber der Veranstalter findet dort wohl bessere Voraussetzungen.“ ck

Karten gibt's für 75 Mark an allen bekannten Vorverkaufsstellen; zehn Mark davon gehen an die UNICEF.

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