: Hartes Holz wird grüne Kohle
Robinien werden als ökologisch unbedenkliche Alternative zu Tropenholz gehandelt ■ Von Kim Kindermann
Geld verdienen mit einem guten Gewissen – wer will das nicht? Seit Anfang der 70er Jahre gibt es deshalb immer mehr Banken, die ihren Kunden sauberes Geld anbieten. 1988 etwa gründeten Umweltschützer und Aktivisten aus der Friedensbewegung die Frankfurter Ökobank. Sie wollten ihr Geld nicht länger an deutsche Banken zahlen, die damit Kredite an die Rüstungs- und Atomindustrie finanzierten. In der Bankenwelt wurden die Ökobanker deshalb lange Zeit belächelt. Mittlerweile aber haben sich die Zeiten geändert: Mit ökologischen Projekten kann man Geld verdienen. Das haben auch die kommerziellen Banken gemerkt. Über 5.000 Fonds gibt es hierzulande. Unter ihnen findet man auch immer öfter die sogenannten Ökofonds und Ökoaktien.
Ökofonds werben um den umweltbewußten Kunden, der neben den klassischen Überlegungen wie Sicherheit, Liquidität und Ertragskraft auch die Moral als weiteres Kriterium berücksichtigt. Solche Kunden wollen wissen, was mit ihrem Geld passiert und in welches Unternehmen sie investieren. Rüstungsgeschäfte und Atomkraft stehen ebenso auf der roten Liste wie Tierversuche und Umweltverseuchung. Kurz: Ökofonds bemühen sich, den Widerspruch zwischen Gewinnmaximierung und Umwelthilfe zu überwinden.
Wer also in einem Ökofonds anlegt, investiert sein Geld sozusagen sauber und macht mit gutem Gewissen Rendite. Versprechen zumindest die Werber. So auch der Robinien-Ökofonds: Geworben wird hier mit dem Slogan „Geld natürlich wachsen lassen“ für den Anbau der Robinie. Der Baum, der vor über 300 Jahren den Weg nach Europa machte, ist vor allem wegen seines harten und dauerhaften Holzes bekannt und soll, wenn es nach den Fonds-Initiatoren geht, bald das Tropenholz auf dem deutschen Holzmarkt ersetzen. Die Robinie, im Volksmund auch falsche Akazie genannt, zeichnet sich zudem durch schnelles Wachstum aus: Bis zur Nutzung ihres Holzes benötigt die Robinie 30 Jahre, ein Teakbaum etwa braucht 80 Jahre. Darüber hinaus widersteht der Baum Schädlingen ungewöhnlich gut und ist vor allem für seinen aufrechten Wuchs bekannt.
Dies alles seien Kriterien, die die Robinie zur sinnvollen Alternative zu Tropenholz mache, so der Robinien-Ökofonds-Geschäftsführer Chris Vos aus Berlin, der auch gleich auf die ökonomischen Vorteile verweist. So liegt der Kubikmeterpreis für geschnittenes Robinienholz zur Zeit bei rund 1.200 Mark im Vergleich zum ungleich teureren Teakholz mit etwa 7.500 Mark. Robinienholz kostet damit also nicht einmal ein Viertel und könnte so endgültig Einzug in die Holzverarbeitende Industrie halten.
Die Fonds-Initiatoren sind guter Dinge: Sie bieten dem Anleger bei einem Mindesteinsatz von 5.000 Mark und einer jährlichen Rendite von 8 Prozent die Beteiligung an 14 Hektar Robinienwald an. Virtuell sozusagen, denn bisher sind erst 4,5 Hektar im brandenburgischen Dannenberg mit Robinien bepflanzt worden. Für die Anleger soll sich der Fondsgewinn aus dem Wachstum des Baumes und seiner späteren Vermarktung ergeben. Die Laufzeit des Fonds beträgt 30 Jahre, ist also langfristig. Die erste Ausschüttung wird aber bereits nach acht bis zehn Jahren erfolgen, dann nämlich werden die ersten Robinien geschlagen und verkauft. Der bisher fehlende deutsche Absatzmarkt ist dabei aber wohl kein Grund für Pessimismus.
„Bis die ersten Bäume gefällt werden, haben wir ja noch acht bis neun Jahre Zeit, die Robinie auf dem deutschen Markt zu etablieren“, sagt Chris Vos, „bis dahin wird der Baum auch hier als echte Alternative zum Teakholz akzeptiert worden sein.“ Vor dem Hintergrund, daß Deutschland momentan jährlich zwei Millionen Kubikmeter Tropenholz importiert, können hier tatsächlich lohnende Gewinne locken. Als bestes Beispiel dienen dem Geschäftsführer die Niederlande. Hier werden bereits seit einigen Jahren Robinien gewinnbringend angebaut und vermarktet. Dennoch, nicht alle sind vom Erfolg des Robinien-Fonds überzeugt. So zum Beispiel der Hilchenbacher Vermittler Michael Schäfftlein von der Umweltfinanz GmbH. Ihm ist das unternehmerische Risiko beim Robinien-Ökofonds zu groß und die zu erwartende Rendite zu gering. „Wir wissen doch jetzt noch gar nicht, zu welchem Preis die Robinie in den nächsten zehn bis 30 Jahren verkauft werden kann“, bemängelt er, „und außerdem ist unklar, wie hoch die Nachfrage dann wirklich sein wird.“ Richtig ist, daß Anleger mit einer Kapitalanlage, die sich nur auf ein einziges Produkt beschränkt, ein höheres Risiko eingehen als bei einem weit gestreuten Ökofonds.
Zudem gibt Schäfftlein zu bedenken, daß es sich bei der Robinie um keinen heimischen Baum handelt. Für den Hilchenbacher waren das jedenfalls genug Gründe, um den Fonds nicht an seine Kunden weiterzuempfehlen. Chris Vos nennt so was allerdings „Baumrassismus“. Tatsache ist, in Deutschland beträgt der Anteil an Robinien nur 0,1 Prozent der Gesamtwaldfläche. Die Fondsbetreiber sehen aber genau darin ihre große Chance und sind vom Erfolg ihres Fonds überzeugt. „Wir haben defensiv kalkuliert und machen den Anlegern keine übertriebenen Angebote“, erklärt Vos. Boden und Setzlinge seien ausreichend geprüft worden und auch die Rendite sei nicht unangemessen hoch.
Doch erst will man abwarten, wie die Robinien-Ökofonds-Idee ankommt. Deadline ist im Juli. Bis dahin muß entweder eine Million Mark zusammenkommen, oder der Fonds wird aufgelöst. Und das wird knapp, bisher sind erst 250.000 Mark eingegangen.
Robinien kosten nicht einmal ein Viertel im Vergleich zum tropischen Teakholz ...... aber noch ist unklar, wie hoch die Nachfrage in ein paar Jahren tatsächlich sein wird
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