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Abgründige Geborgenheit

■ Indiskreter Blick hinter die Fassade: kurze Filme über das Familienleben im Lichtmeß

Kinderlachen, Sonnenschein und Eigenheim. Der Traum der heilen Familie kennt keine schwarzen Wolken. Längst sind die Projektionen der Werbeindustrie zum Maßstab geworden. Nur die Wirklichkeit ist eben oft anders. Das beweist das von Corinna Schnitt zusammengestellte Familienprogramm. 15 Videos, Experimental- und Kurzfilme gestatten einen indiskreten Blick hinter die Fassade.

In Gillian Wearings 2 into 1 wird einer Mutter die vernichtende Kritik ihrer beiden Zwillingssöhne in den Mund gelegt. Umgekehrt sieht man die beiden Jungen zur bedingungslosen Liebeserklärung der Mutter die Lippen bewegen. Zusammen entsteht ein verstörendes Beziehungsbild. Beklemmung erzeugt auch Meine Familie und ich von Sylvie Boisseau und Frank Westermeyer: ein subtiles Gedankenspiel über die Familie als Identitätsstifter. Mit der Frage „Wer wäre ich als Sohn anderer Eltern“ schlüpft Frank Westermayer als stummer Partizipient in verschiedene Stereotypen und wird zum Opfer ihrer Projektionen. Auch Eva von Platens satirische Parabel Hasi entlarvt die Familie als Verkleidung – unter den lustigen Hasenkostümen schwelt blanker Haß. Am erschreckendsten wirkt Joel Bartolomeos Etüde Le chat qui dort – in dem Spiel eines kleinen Mädchens mit einer Katze offenbaren sich die elterlichen Züchtigungsmechanismen.

Gibt es denn gar keine schönen Momente in der Familie? Aber natürlich, Corinna Schnitt selbst etwa erzählt in ihrem Resümee Zwischen vier und sechs, wie sie einst mit Vater und Mutter Straßenschilder putzengegangen ist. Die Pointe sitzt. ub

heute, 21 Uhr, Lichtmeß, Gaußstraße 25

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