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Schwule schwächen unsere schöne Bundeswehr

■ Ein homosexueller Offizier landet in der Schreibstube – mit dem Segen von Scharping

Berlin (taz) – Der Bundesverteidigungsminister steht für Kontinuität in der Hauspolitik: „Homosexualität begründet erhebliche Zweifel an der Eignung und schließt eine Verwendung in solchen Funktionen aus, die an Führung, Erziehung und Ausbildung von Soldaten gebunden ist“, schreibt Rudolf Scharping (SPD) in einem erst am Wochenende bekanntgewordenen Briefwechsel an seinen grünen Ministerkollegen Jürgen Trittin.

Trittin hatte sich für einen schwulen Oberleutnant eingesetzt und angemahnt, den „Umgang mit homosexuellen Mitgliedern der Bundeswehr zu korrigieren“. Auslöser der Auseinandersetzung ist die Zwangsversetzung des Oberleutnants Winfried Stecher (29) aus Jever. Stecher, als Ausbilder in offiziellen Beurteilungen hochgelobt und von seinen Vorgesetzten und Untergebenen gleichermaßen geschätzt, war vom Militärischen Abschirmdienst wegen Homosexualität angeschwärzt und daraufhin in eine Schreibstube abgeschoben worden.

Dabei war er nur ehrlich gewesen: „Sind Sie homosexuell?“ hatte sein Vorgesetzter beim Rapport gefragt, und Stecher antwortete wahrheitsgemäß: „Jawohl“. In diesem Moment war Stechers Bundeswehrkarriere als Ausbilder beendet. Denn, so die Meinung des Verteidigungsministers, eine im dienstlichen Umfeld bekanntgewordene Homosexualität könne die Autorität erschüttern und die Einsatzbereitschaft der Truppe einschränken.

Schwule sind nach dieser Logik eine doppelte Gefahr für die Bundeswehr: Halten sie ihre sexuelle Orientierung geheim, gelten sie als erpreßbar und werden damit zum Sicherheitsrisiko. Machen sie ihre Homosexualität jedoch öffentlich, verlieren sie angeblich den Respekt ihrer Untergebenen und sind deshalb für Führungsaufgeben ungeeignet. Trittin, der in seinem Brief an Scharping ausdrücklich als Bundestagsabgeordneter firmiert, bezeichnet diese Einschätzung als „heutzutage lebensfremd“ und erinnert den Verteidigungsminister an das erklärte Ziel der Koalition, „Minderheiten zu schützen und ihre Gleichberechtigung und gesellschaftliche Teilhabe zu erreichen“. Dem setzt Scharping entgegen, es ginge an den „gesellschaftlichen Realitäten vorbei, den Streitkräften gerade dort eine Vorreiterrolle zuschreiben zu wollen, wo sich ernsthafte Konflikte mit Wertvorstellungen vieler Bürger abzeichnen“.

Die Hamburger Wissenschaftssenatorin Krista Sager (Bündnis 90/Die Grünen) nannte Scharpings Argumentation eine „eklatante Fehlentscheidung“ und eine Fortsetzung des „Rühe-Quatsch“. Oberleutnant Stecher ist derweil vor das Bundesverfassungsgericht gezogen. Er klagt in Karlsruhe wegen der Einschränkung seiner Persönlichkeitsrechte, der Verletzung seiner Menschenwürde und seine Zwangsversetzung, die ein Verstoß gegen die Gleichheit vor dem Gesetz sei. kuz

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