■ Mit Derivaten auf du und du: Gigantischer Hebel
Berlin (taz) – Ein Derivat ist etwas Abgeleitetes. Die Finanzwelt nennt so Wertpapiere, die eine Ableitung von herkömmlichen Wertpapieren wie Aktien oder auch von Devisen sind. Die bekanntesten Derivate sind Futures und Optionen, die etwa an der Deutschen Terminbörse gehandelt werden.
Bei diesen Termingeschäften wird vorab ein Preis für eine Ware oder häufiger ein Wertpapier festgelegt, die Lieferung erfolgt aber erst zu einem späteren Zeitpunkt, wenn der Wert der Ware schon deutlich höher oder niedriger sein, kann als vereinbart. Bei den Futures muß das vereinbarte Geschäft hinterher auch ausgeführt werden. Anders bei den Optionsscheinen. Hier erwirbt der Käufer das Recht, bestimmte Produkte (zum Beispiel 100 US-Dollar) zu einem fixierten Zeitpunkt, zu einem Festpreis (zum Beispiel 1,90 Mark) zu kaufen („Call“) beziehungsweise zu verkaufen („Put“). Diese Option kann er ausüben oder auch nicht – das ist dann das Risiko des Verkäufers des Scheins.
Schon geringfügige Kursschwankungen (hier des Dollarkurses) wirken sich bei den Optionen um ein Vielfaches aus. Man spricht hierbei von der Hebelwirkung der Derivate. Dies bedeutet, daß man mit relativ kleinem Einsatz (der Optionsgebühr) enorme Gewinne erzielen kann – oder Verluste.
Ursprünglich dienten Derivate dazu, Preisrisiken für Firmen zu mindern. Sie konnten so bei vereinbarten Lieferungen ins Ausland das Risiko überraschenderWechselkursschwankungen ausschließen. Inzwischen dient ein Großteil der Derivatgeschäfte der Spekulation und nicht mehr der Absicherung. In nur zwei Tagen wird an den derivativen Märkten soviel Geld umgesetzt, daß man damit alle in Deutschland während eines Jahres hergestellten Güter und Werte bezahlen könnte. E. Peine/lieb
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