: Technologiepark geht nicht über die Autobahn
■ Zur Ausweitung des Technologieparks ins Hollerland gibt es seit 1997 ein fachkundiges, zensiertes Gutachten
Was treibt den Bremer Bürgermeister, jetzt eine Debatte um das Hollerland vom Zaune zu brechen? Die offizielle Antwort klingt so unschuldig wie naiv: „Das ist ein vorsichtiger Versuch, ein Tabu beratungsfähig zu machen“, sagte Henning Scherf.
In Wahrheit ist die Ausweitung des Technologieparks in das Hollerland hinein keineswegs ein Tabu. Vor drei Jahren hat der Wirtschafts-Senator teure Gutachten dazu in Auftrag gegeben, die mit präzisen Ergebnissen in den Schubladen liegen. Demgegenüber sind die Formulierungen aus dem Papier von Scherfs Abteilungsleiter Jürgen Holtermann auffällig diffus. Dort heißt es: Der Park müsse über eine „mittelfristige Erweiterung in das Hollerland“ zu einem „Technologiestadtteil (inkl. Wohnen)“ entwickelt werden. Von Beratungsbedarf ist da nichts zu erkennen, es geht um ein schlichtes „muß“.
In dem Papier geht es auch nicht um den „Technologiepark“, sondern um einen „Technologiestadtteil inklusive Wohnen“. Der spezifische Bedarf an Flächen für moderne Technologie-Betriebe würde den Schritt ins Hollerland in den nächsten 20 Jahren kaum erfordern – er ist geringer als vom Bremer Wirtschaftsressort behauptet. In den letzten Jahren wurden durchschnittlich nur 1,5 Hektar Fläche pro Jahr vergeben, und dies auch nicht unter den strengen Technologie-Kriterien. Das jüngst frei gewordene Gelände unter den Radio-Bremen-Sendemasten in direkter Nähe zum Technologiepark wird von den Wirtschaftsförderern nicht speziell für Technologie-Firmen reserviert, sondern allgemein angeboten. So groß kann der Nachfragedruck also nicht sein.
Auffällig ist zudem, daß in dem Papier zwar von einem „historischen Kompromiß“ mit den Naturschutzverbänden die Rede ist, der notwendig wäre – die sollen immerhin auf ihre Klagerechte verzichten. Wenn das ernsthaft das Ziel gewesen wäre, hätte man mit den Naturschutzverbänden vorher reden müssen. Wenn die Naturschutzverbände aus der Zeitung davon erfahren, daß das Hollerland angegriffen werden „muß“ und dies im Rathaus ultimativ als „Eckpunkt der Sanierungsstrategie“ bezeichnet wird, klingt das nach Diktat, nicht nach „Kompromiß“.
Die Gutachter hatten 1997 im Auftrag des Wirtschaftssenators das angebliche „Tabu“ untersucht und waren zu dem Ergebnis gekommen, daß jede Erweiterung des Technologieparks über die Autobahn ein großes Problem darstellt: Die Autobahn-Trasse wird als Barriere empfunden, der Standort sei „isoliert“ und „periphär“. „Dabei wird die tatsächliche Isolation durch die subjektive Wahnehmung verstärkt“. Eigentlich müßte die Autobahntrasse abgesenkt werden, wenn dort das „Etikett“ Technologiepark glaubwürdig verwendet werden solle. „Auch im günstigsten Fall fehlen dem neuen Standort jene Elemente, die die Attraktivität des heutigen Technologieparks ausmachen“, schreiben die Gutachter: Nähe zur Universität, Nähe zu Wohn-Nutzungen.
Die Gutachter beklagten, daß sie nicht den Auftrag hatten, „Ausweichmöglichkeiten auf andere Standorte“ zu untersuchen. Vorgeschlagen hatten sie eine Kompromißvariante, bei der die – unstrittigen südlichen Erweiterungsflächen, die den Technologiepark näher an die Stadt heranführen, zunächst genutzt werden sollten, dann eventuell die Fläche zwischen Autobahn-Zubringer und Coop-Lager. Aber diese „Kombinationsvariante“ mußten die Gutachter auf Druck des Auftraggebers aus ihren Entwürfen herausnehmen. K.W.
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