: Bundeswehr warnt vor Verdächtigen
■ Bürger-Information: Beim Gelöbnis stehen Lärm und Stau bevor. Anwohner sollen Störer bei der Polizei oder den Feldjägern melden
Im Vorfeld der Rekrutenvereidigung am 20. Juli hat die Bundeswehr die Anwohner des Bendlerblocks in Tiergarten zur Mithilfe bei der Verhinderung von nicht genehmigten Protesten aufgerufen. „Achten Sie auf verdächtige Personen“, heißt es in einer Informationsschrift, die Anwohner am Donnerstag morgen in ihrem Briefkasten fanden.
Wegen der bereits angekündigten Störungen seien umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen erforderlich. Die Bewohner der anliegenden Häuser werden in dem Schreiben gebeten, am 20. Juli keine Unbekannten unbeaufsichtigt in ihre Wohnung zu lassen, „auch nicht gegen Entgelt“.
„Wenn Fremde in Ihrem Aufsichtsbereich Gepäckstücke, Kartons, aber auch Kraftfahrzeuge oder andere Gegenstände abstellen oder deponieren wollen“, sei ebenfalls Mißtrauen angebracht, appelliert die Truppe. Schon bei dem „geringsten Verdacht“ sollen sich die Anwohner sofort an die Polizei oder die anwesenden „Feldjägerkräfte“ richten.
In dem Informationsschreiben ist zudem von Beeinträchtigungen durch erforderliche Zugangskontrollen die Rede. Außerdem werden am 20. Juli die Hildebrandstraße, die Stauffenbergstraße, die Hitzigallee und die Sigismundstraße ab 8 Uhr morgens für den Verkehr gesperrt sein.
„Wegen der angekündigten Demonstrationen“ seien zudem größere Verkehrsbehinderungen nicht auszuschließen, weist die Bundeswehr auch auf legale Aktivitäten der Gelöbnisgegner hin. Die Bundeswehr ruft daher auf, den Bereich zwischen Reichpietschufer und Tiergartenstraße mit dem Auto zu meiden. Auch für „eventuelle Lärmbelästigungen“ wird um Verständnis gebeten.
An der Veranstaltung interessierte Anwohner verwies die Bundewehr vorsorglich gleich auf die Live-Übertragung im Fernsehen. Schließlich könnten „aufgrund es begrenzten Platzes am Bendlerblock leider nur geladene Gäste am Gelöbnis teilnehmen“.
Bei Anwohner löste das Schreiben zunächst Verwirrung aus. Gerda Fürch, Anwohnerin der Sigismundstraße, vermutete zunächst, daß es sich bei dem Papier ohne Briefkopf und Absender um eine Fälschung von Gelöbnisgegnern handlen könne.
Auch nach der Aufklärung, daß es sich tatsächlich um ein Schreiben der Bundeswehr handelt, treffen die Ankündigungen bei ihr auf wenig Verständnis. „Die Absperrung empfinde ich als unerträglich.“ Eine Reihe von Nachbarn hätte das Gelöbnis, „wenn überhaupt“, lieber in der Kaserne gesehen, so Fürch.
Sie werde auch auf keinen Fall jemanden davon abhalten, sein Grundrecht auf gewaltfreien Protest gegen das Gelöbnis wahrzunehmen. Während zivilen Initiativen wie der Blade Night der öffentliche Raum verwehrt werde, stehe er für die Bundeswehr zur Verfügung.
„Ich finde diese Kriegstreiberei unerträglich, und die ganze Trompeterei ist mir sowieso zuviel“, erregte sich Fürch. Andreas Spannbauer
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