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Das PortraitEin netter Apparatschik

■ Nicole Fontaine

Das Amt der Präsidentin des Europaparlaments gewann die konservative Nicole Fontaine, durchaus überaschend, gleich im ersten Wahlgang. Aber die französische Politikerin ist im Europaparlament weit über die Grenzen ihrer rechtsliberalen UDF beliebt – auch wenn Daniel Cohn-Bendit sie kurz vor Auszählung der Stimmen noch „einen netten Apparatschik“ nannte, von dem kaum Impulse zur Veränderung ausgehen dürften. Als die 57jährige Fontaine zwei Stunden später im feuerroten Kleid zum ersten Mal als neue Parlamentspräsidentin vor die Presse in Straßburg trat, schien es, als wolle sie den grünen Nörgler widerlegen. „Es wird künftig nichts so sein wie früher“, versicherte die studierte Juristin, denn seit der Amsterdamer Vertrag gelte, habe das Europaparlament neue Mitsprachemöglichkeiten, und die wolle man kräftig nutzen:

„Künftig wird kein Gesetz mehr ohne unsere Zustimmung entstehen.“ Reformieren will Nicole Fontaine den Status der einzelnen Abgeordneten, die, je nachdem aus welchem Land sie kommen, ein unterschiedliches Gehalt bekommen. Zudem, so versicherte Fontaine, habe die geringe Wahlbeteiligung im Juni gezeigt, daß die Öffentlichkeitsarbeit des EU-Parlaments verbessert werden müsse.

In der Außen-und Sicherheitspolitik dürfen die Abgeordneten zwar nicht mitentscheiden, aber Madame will dennoch mitmischen und künftig „mit deutlichen symbolischen Gesten die europäischen Werte hochhalten“. Nicole Fontaine selbst sagt, daß sie „sehr bewegt und beglückt“ sei, 20 Jahre nach Simone Veil Präsidentin des Europaparlaments geworden zu sein – auch wenn es ein bißchen zu lange gedauert habe, bis mit ihr wieder eine Frau das Amt innehabe.

In Paris war die Bildungspolitikerin zunächst als Generalsekretärin des katholischen Unterrichtswesens bekannt geworden. 1984 kämpfte sie für den Erhalt der katholischen Privatschulen und im gleichen Jahr gelang ihr auch der Sprung ins Europäische Parlament. Fünf Jahre später zog sie wieder in Straßburg ein, diesmal auf der Liste „centriste“, die von Simone Veil geführt wird. Bekannt ist Fontaine auch als Juristin. Ihre Doktorarbeit über den Zusammenhang zwischen Staat und privatem Unterricht gilt auch heute noch als Standardwerk. Ihre Beliebtheit im Parlament erwarb sie sich schon als Vizepräsidentin, der selbst politische Gegner ein Höchstmaß an Fairneß und Professionalität bescheinigen. Markus Grill

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