■ Rosi Rolands Bremer Geschichten: Weber setzt die Schere an
Als Putzfrau kommt man ganz schön rum, sage ich Ihnen. Jetzt will mir der neue Präsident der Bürgerschaft, Christian Weber, auch noch extra-Arbeit einbrocken. Hat er mir nicht mal selbst gesagt. Hab ich in einer Zeitung gelesen: Das Parlament soll dem Volke geöffnet werden. Jugendliche sollen sich im Parlament der Zukunft breit machen dürfen. Das Breitbandkabel vor der Tür soll angezapft werden, damit Bürgerschaftssitzungen im offenen Kanal übertragen werden können. Und überhaupt habe der neue Präsident „die Schere schon gezückt, den Kopf der bremischen parlamentarischen Demokratie umzufrisieren“. Das gibt Dreck, ich sage Ihnen...
Seine Schere hat er erstmal nicht am eigenen Kopf angesetzt – da ist ohnehin nicht mehr viel zu holen. Außer alte Zöpfe natürlich, die sich aber nur in seinen Ideen für ein Haus des Bürgers wiederfinden. Aber die Pressestelle der Bürgerschaft, die wird jetzt einen Kopf kürzer gemacht. Schnipp, schnipp: Weg ist Pressestellen-Leiterin Ingeborg Russ. Russ betreute vier Jahre lang die Journallie und schokoriegelessende Schulklassen. Die hatte sie zu meiner Erleichterung ganz gut im Griff. Jetzt hat Weber sie rausgeschmissen. Irgendwie konnte er nicht mit der Frau und ihrer Planstelle. So richtig rausfliegen kann sie deshalb nicht, aber trotzdem ist sie seit heute erstmal im Urlaub. Und wenn man durch ihr Bürofenster in der Bürgerschaft schielt (nicht an den Scheiben kleben, muss ich nur wieder putzen) sehen Sie: Die Bilder an der Wand sind auch schon weg. Frau Russ bekommt jetzt einen neuen Job und eine Durchwahl irgendwo im Behörden-Buch.
An ihrem Parteibuch kann es nicht gelegen haben. Sie hat nämlich keines. Und Sozi-Weber sieht das mit Parteibüchern ohnehin nicht so eng. Hat sich doch auch schon seine Reden von Ex-CDU-Pressesprecher Guido Niermann schreiben lassen, erinnern Sie sich? Mit der SPD-Pressesprecherin konnte er anscheinend auch nicht so gut, sonst hätte er Guido nicht gefragt. Hat Weber ein Problem mit Frauen? Soll er nur sagen, ich geb ihm eins mit meinem Wischmop! Schuldigung.
Wo CDU-Guido abgeblieben ist, nachdem sein Chef als CDU-Fraktionschef rausgeschmissen wurde, weiß ich nicht. CDU-Pressesprecher ist er jedenfalls nicht mehr. Die Dreckspätze in der kleinen Zeitung waren ganz froh. Kann ich nicht beurteilen. Hauptsache er räumt seinen Dreck weg, würde ich sagen. Sucht Guido jetzt eigentlich einen Job? Rosi Roland
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen