: No Name-Product „Antenne Bremen“
■ Hit-Radio Antenne aus Hannover erwirkt einstweilige Verfügung wegen Namensähnlichkeit / Bremer Sender muss Namen wechseln / Millionenschaden bei Werbe-Etat
Antenne Bremen“ darf nach einer Entscheidung des Landgerichts Braunschweig seinen Namen nicht mehr benutzen. Die Richter untersagten gestern dem ersten privaten Bremer Vollzeitsender die Kennung in Bremen, Bremerhaven und Niedersachsen wegen Verwechslungsgefahr mit dem niedersächsischen Sender „Hit-Radio Antenne“. Dieser hatte gegen Antenne Bremen – erst seit dem 14. Juli „on air“ – geklagt.
Sollten sich die Bremer Radiomacher nicht an die einstweilige Verfügung halten, droht ihnen ein Bußgeld in Höhe von bis zu 500.000 Mark. Sie können jedoch in Berufung gehen. Darum muss Hit-Radio Antenne eine Sicherheitsleistung in Höhe von zwei Millionen Mark hinterlegen.
Bei Antenne Bremen herrschte gestern Schockzustand. Mit der Richterentscheidung ist vorerst eine Werbekampagne, deren Kosten Experten auf etwa 1,5 Millionen Mark beziffern, zunichte gemacht worden. Derzeit werden in fieberhafter Eile alle Programm-Ansagen und Trailer umgeschrieben. Seit gestern präsentiert sich der Sender schon namenslos. Geschäftsführer Ulrich Schürger sagte dazu nur: „Wir werden uns erstmal melden mit ,Hier sind wir von hier'.“ Ob der Sender in Berufung geht, ist noch offen.
Dass durch die Verfügung die Existenz des Bremer Senders gefährdet ist, sieht Schürger nicht. Er hält auch die Entscheidung, sich den Namen Antenne Bremen zuzulegen, nach wie vor nicht für falsch. „Wir haben die Rechtslage geprüft und sind zu dem Schluss gekommen, dass der Begriff Antenne ein Gattungsbegriff wie auch Radio ist.“ Als weiteren Faktor führt er die „Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse“ (AGMA) an. Diese ermittelt die jeweiligen Media-Daten – auch für Radio-Sender- nach denen sich dann Werbeumsätze berechnen. Laut Schürger hätte die AGMA keine Verwechslungsgefahr gesehen. Das Hauptproblem für den Bremer Sender ist nun, dass die Sender-Daten in der nächsten MA-Analyse ab dem 22. September verfälscht werden. Dass die Niederlage provoziert wurde, um Schlagzeilen und so einen weiteren Werbe-Effekt zu erzielen, bezeichnete Schürger als „absurd“.
Bei Hit-Radio Antenne hielt man sich nach dem Urteil bedeckt. Geschäftsführer Steffen Müller sprach von „Namens-Piraterie“, die jetzt zu Recht zunichte gemacht worden sei. Nach seinen Angaben will der Sender noch diese Woche die zwei Millionen Mark hinterlegen, um Antenne Bremen rechtskräftig die Namensnutzung zu untersagen.
Jens Tittmann
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