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Der SPD-Spitzenkandidat zeigt sich offen für alles

■ Obwohl Walter Momper einen rot-grünen Regierungswechsel will, würde er auch in einem von Diepgen geführten Senat für eine „konstruktive Rolle“ zur Verfügung stehen

Walter Momper ist zu allem bereit: Der SPD-Spitzenkandidat hat gestern seine Bereitschaft erklärt, nach den Wahlen am 10. Oktober Regierender Bürgermeister einer Großen Koalition zu werden. Momper, der sich eigentlich einen rot-grünen Regierungswechsel auf die Fahne geschrieben hat, stünde aber auch für einen Senatorenposten in einem CDU-geführten Senat zur Verfügung. „Ich würde in einem von Diepgen geführten Senat eine konstruktive Rolle spielen“, sagte Momper, der sich nach seinem Urlaub in der Schweiz zurückmeldete.

Zugleich warf Momper dem Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) vor, er sei „verbraucht“. Diepgen habe Verdienste, aber die Stadt brauche jetzt „Führung in die Zukunft“. Momper sagte, im Gegensatz zu Diepgen könne er dies bieten.

Der SPD-Spitzenkandidat dämpfte Erwartungen, dass er in der letzten, entscheidenden Wahlkampfphase stärker polarisieren werde: „Wer von mir erwartet, dass ich im Wahlkampf zu holzen beginne, den muss ich enttäuschen.“ Er werde sachlich bleiben.

Momper forderte Diepgen auf, in einer Fernsehdiskussion gegen ihn anzutreten. Eine Einladung des SFB hat Diepgen bislang ausgeschlagen. „Ich wundere mich darüber. Der Mann ist doch sonst nicht so ängstlich,“ sagte Momper.

Trotz der schlechten Umfragewerte für die Sozialdemokraten, die derzeit bei 21 Prozent liegen, sieht Momper keinen Anlass, die Wahlkampfstrategie der SPD zu ändern. Die SPD starte aus der zweiten Reihe, räumte Momper ein, gezählt werde aber erst am Schluss. „Ich kämpfe für das höchstmögliche Wahlergebnis“, sagte Momper, der nicht ausschließen wollte, dass die SPD über 30 Prozent kommen werde. Momper setzt auf seine „Stärke, im direkten Gespräch mit den Bürgern zu überzeugen“.

Der SPD-Spitzenkandidat bekräftigte, er stehe voll hinter dem „Zukunftsprogramm 2000“ der Bundesregierung, die eine Rentenreform und ein 30-Milliarden-Sparpaket vorbereitet. Die Menschen seien zu gewissen Opfern bereit, wenn dies den Jugendlichen und den Arbeitslosen zugute komme, so Momper. Im Mittelpunkt des Wahlkampfes stünden die drei Themen Wirtschaft und Arbeitsplätze, Bildung und Schule sowie die soziale Stadtentwicklung. Momper nannte drei Gründe, SPD zu wählen: Die SPD sei die treibende Kraft in der Stadt. Sie sei der Garant dafür, dass die notwendigen Veränderungen sozial gestaltet werden. In Anspielung auf Diepgen fügte Momper hinzu, dass die Berliner Wirtschaft einen „Trainerwechsel“ brauche.

Dorothee Winden

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