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Auf dem Highway ist nix los

■ Sterben die Mythen, stirbt das Land: Mit „The End of The End“ haben Tobias & Raphael Danke in der Galerie Kapinos die Versteppung des amerikanischen Westens in Szene gesetzt

Der Kunstbetrieb ist ein flatterhaftes Wesen. Gestern noch versprachen coole Club-Outfits und rasante Technoclips Ruhm und Ehre und massenhaft Ausstellungsbeteiligungen. Plötzlich treiben sich lauter Cowboys in vielen der Galerieräume von Berlin-Mitte herum.

In den Kunst-Werken kann man übergroße rosafarbene Stetson-Hüte in einer von Richard Hoeck und John Miller entworfenen Umkleidekabine anprobieren. Und die Galerie Kapinos zeigt mit „The End of The End“, wie sich die Brüder Tobias & Raphael Danke den Wilden Westen und vor allem die Wüsten von Kalifornien vorstellen. Dabei ist „The End“ weit mehr als eine staubige Metapher, unter die sich Fotos, Installationen und ein paar Objekte summieren lassen. Es geht um den Verlust von Mythen, es geht darum, wie man, angespitzt von klassischen Western und Science-Fiction-Filmen aus den fünfziger Jahren, durch ganz Amerika reist und doch nur die Ruinen findet.

Tobias & Raphael Danke haben genau aus diesem Grund den Tripp gen Westen unternommen. Was immer Amerika verspricht, sichtbar werden nur kleine Enttäuschungen: „Der Weg ist das Ziel. Das Ziel ist die Falle“ lautet ihr Resümee von Denver bis L.A. In einem aus Holzlatten zusammengeschraubten „Carport“ läuft ein endlos gelooptes Videoband, das lauter Abspannbilder zeigt: ein Highway mit Musik. Zum Gitarrengequengel der Gruppe Ween fährt die Kamera stur die Straße entlang, nur kurz von Szenen unterbrochen, auf denen die zwei Künstler durch die Steppe stiefeln. Neben dem Monitor ist ein geschnitzter Motorblock aus Kiefernholz aufgebockt, an der Wand gegenüber hängen Fotos von öden Landstrichen, zerlegten Wüstenhütten und verrosteten Autoresten. Die Wildnis ist eine Abfallhalde der Zivilisation.

Trotzdem entstehen noch in dieser trüben Gegend ziemlich kurzweilige Geschichten, von denen die Danke-Brüder mit ihrer Ausstellung erzählen. Die Liebe liegt in den Details: Ein Gold-Nugget aus Bauschaum wird in Kombination mit einem grün bemalten Alien-Nugget zum Umschlagspunkt zwischen Western und Fantasy, die beide in der Sierra Nevada begraben liegen. Erst kamen die Glücksritter und dann auch noch das Militär mit seiner UFO-Forschung.

Die Sprunghaftigkeit, mit der in den USA aus einem diffusen Pioniergeist heraus Territorien immer wieder eine neue, womöglich kultische Bedeutung erlangen konnten, spiegelt sich in der gesamten künstlichen Szenerie des Ausstellungsraumes wieder. Von einer nachgebauten Barbeque-Feuerstelle wandert der Blick zu einem Billboard aus Plexiglas, auf dem man sich den dazugehörigen „Sunset“ bloß noch vorstellen muss. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten existiert nur im Kopf – als Trugbild.

Darin gleicht das Setting in der Galerie allerdings den Bildern aus dem Kino. Alles, was von den Künstlerbrüdern auf Fotos und in Holz dokumentiert oder nachgestellt wurde, hat selbst den Charakter von Filmrequisiten.

Umgekehrt gerät dadurch auch die Ausstellung in eine Schleife der Fiktion: Jedes Objekt ist Abbild einer filmischen Wirklichkeit – und zugleich scheint darin der Wirklichkeitsverlust von Kunst mit auf. Diese Analogie zu den absterbender Mythen ist allerdings staubtrocken dargebracht.

Harald Fricke

Bis 25. September, Di. bis Fr. 13 bis 19, Sa. 13 bis 18 Uhr, Kapinos, Gipsstraße 3, Mitte

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