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Toleranz unter der Haube

Die erste Hamburger Lehrerin im Kopftuch ist von dem öffentlichen Aufsehen um ihre Person überrascht  ■ Von Heike Dierbach

Susanne B. zieht sich förmlich in ihren Stuhl zurück. Die versammelte Hamburger Journaille, der sich die 30jährige in ihrem Klassenraum gegenübersieht, schüchtert die Frau im langen beigen Mantel aber nur scheinbar ein. B. beharrt trotz Diskussion darauf, dass sie ihr Gesicht nicht noch einmal in den Medien sehen möchte: erst dann stellte sich die erste Kopftuch tragende Lehrerin Hamburgs den Fragen der Presse.

„Ich hätte nicht erwartet, dass das so hochkocht“, gesteht die junge Muslimin. Den Fall der muslimischen Lehrerin, die in Baden-Württemberg nicht unterrichten darf, hat sie zwar verfolgt“. Ich habe aber immer darauf vertraut, dass ich in einer liberalen Stadt wie Hamburg keine Schwierigkeiten bekomme.“ Ihr einziges Problem sind derzeit die Medien. Während ihres zweijährigen Referendariates in Lurup und Blankenese gab es doch auch kein Interesse, wundert sich B., „und auch keine Probleme mit Kindern oder Eltern“. Die Schüler hätten lediglich nachgefragt, etwa ob sie das Kopftuch auch in der Badewanne aufbehalte.

Vor ihrer Einstellung in den Schuldienst zu dieser Woche hat die Behörde allerdings ein Gutachten anfertigen lassen. Es kam zu dem Schluss, dass Susanne B. eingestellt werden kann – oder auch nicht. „Wir haben uns entschieden, hier den Einzelfall zu sehen“, erklärt Norbert Rosenboom, Leiter des Personalreferates in der Schulbehörde. Noch dazu bestand in B.'s Fach Mathematik ein Bedarf an Lehrkräften. Nach einem Gespräch mit der Bewerberin war die Behörde überzeugt, „dass sie das Toleranzgebot im Unterricht achten wird“ und stellte sie ein.

„Ich nutze für mich den Schutz, den Mantel und Kopftuch bieten“, betont die vor drei Jahren vom Protestantismus konvertierte Deutsche. B. glaubt, dass vor allem das gesellschaftliche Unverständnis der Grund ist, warum viele Musliminnen in Hamburg ihr Kopftuch ablegen. Und wenn Eltern ihren Töchter nicht erlauben, am Schwimmunterricht teilzunehmen, will sie sich dafür einsetzen, dass getrennter Unterricht für die Mädchen angeboten wird – „dann dürfen sie ja auch schwimmen“. Ähnliches gelte für Klassenreisen. Sollte es allerdings nicht möglich sein, die notwendigen Bedingungen für muslimische Mädchen zu schaffen, „würde ich auch von einer Teilnahme abraten“. Für Karin Böhme, Schulleiterin der Schule an der Isebek, gilt der Grundsatz: „Wichtig ist, was jemand im Kopf hat, nicht darauf“.

Sich nicht fotografieren zu lassen, hat die Lehrerin ihrem Mann, einem Syrer, versprochen. Er fürchtet um ihre Sicherheit, denn „wir haben ja auch bitterböse Leserbriefe gelesen“. Dennoch beantwortet die 30jährige geduldig die vielen Fragen der Journalisten, und bei der Frage, wie denn ihr langes Gewand heiße, lacht die Pionierin wider Willen sogar ein bisschen: „Mantel“.

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