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„Ein bisschen abgewartet“

■ Besetzung der Station D des ehemaligen Hafenkrankenhauses ist beendet. Stattdessen wurde dort gestern ein Café eröffnet

Das „Sozial- und Gesundheitszentrum St. Pauli“ auf dem Gelände des ehemaligen Hafenkrankenhauses nimmt Konturen an. Nach der Einrichtung einer Notfallambulanz und Obdachpflegestation eröffnete gestern in der Ex-Krankenpflegeschule das „Info-Café“ der Initiative „Ein Stadtteil steht auf“. Gleichzeitig beendete die Ini nach zweieinhalb Jahren ihre Besetzung der Station D. Sie wird nun vom „Hafenärztlichen Dienst“ übernommen.

„Wir haben ein bisschen die Entwicklung abgewartet“, berichtet Ini-Sprecher Holger Hanisch, „nun wird es das, wofür die Menschen auf die Straße gegangen sind.“ Am 1. Juli übergab der Hamburger Senat offiziell der Stadtentwicklungsgesellschaft den Südflügel des Klinikgeländes, wo eigentlich Luxuswohnungen entstehen sollten. Am gleichen Tag nahm die von St. Pauli-Ärzten getragene Notfallambulanz ihre Arbeit auf.

„Nun ist auch das Info-Café fester Bestandteil des Zentrums“, freut sich Hanisch. Nach dem Bestreben der Betreiber soll das kleine Café zum Treff für „reiche und arme Menschen aus dem Stadtteil“ werden. Neben Kaffee und Kuchen steht auch eine Videoanlage zum Zeitvertreib zur Verfügung.

Das Info-Café ist allerdings nur als Provisorium gedacht, bis die eigentliche Begegnungsstätte „Caf-Fee mit Herz“ durchgesetzt ist. Nach den Plänen der Initiatoren soll das Sozialzentrum im Pavillon und im historischen Wärterhäuschen der Ex-Hafenklinik entstehen.

Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Denn die Stadt weigert sich bislang, dafür Geld locker zu machen. „Doch ohne behördliche Hilfe wird es nicht gehen“, meint Hanisch. Für seinen Stellvertreter Günter Pingel „ein Skandal“. Einerseits schöpfe die Stadt durch den Kiez, Mammuthotels und Vergnügungscenter Geld ab, wettert Pingel, aber für die Armen gebe sie keines aus. Dass jedoch in St. Pauli erhebliche Versorgungslücken bestehen, zeigte sich im vorigen Winter, wo in einem Notprogramm auf Station D von der Initiative Obdachlose mit 20.00 Essenportionen versorgt wurden.

Das „Caf-Fee mit Herz“ soll aber nicht nur ein Teffpunkt sein, sondern er soll zur stadtteilkulturellen Begnungstätte mit Konzerten, Ausstellungen und Theater avancieren, die das Leben in St. Pauli widerspiegelt. Pingel: „Wir tun nichts für arme Menschen, sondern tun was mit armen Menschen.“

Kai von Appen

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