: „Bremische“ soll ganz verkauft werden
■ SPD-Wahlzusage „Keine weitere Privatisierung der Bremischen“ steht damit auf der Kippe / Private Anteilseigner wollen mit der Beamtenbau-Mutter fusionieren und die Bremische ganz
Bei den Mitarbeitern der Wohnungsbaugesellschaft „Bremische“ geht die Angst um. Bisher haben sie sich auf die politische Zusage der SPD verlassen: „Eine weitergehende Privatisierung lehnen wir ab“, so steht es im SPD-Wahlprogramm für den 6. Juni.
Aber im Wahlprogramm für 1995 stand auch, dass kommunale Wohnungsbaugesellschaften überhaupt nicht verkauft werden sollen, erinnert sich Betriebsratschef Dieter Wolf bitter. Die Zusage war zwei Jahre später nichts mehr wert. Die unternehmerische Führung der Bremischen wurde mit 49,9 Prozent der Anteile an die Immobilien-Firma „RSE“ verkauft. Der Vorstand der RSE, Dr. Lutz Ristow, redet seit Monaten offen davon, dass er nun die zweite Hälfte der Bremischen kaufen will.
Da fügt es sich gut, dass der CDU-Fraktionsvorsitzende Jens Eckhoff „aus dem Restverkauf der Bremischen“ einige Lücken in den Etats der kommenden Jahre schließen will. Das erklärte er der Welt. Im Vertrag von 1997 steht schon eine Verkaufs-Option für den Rest, 80 Millionen Mark wurden damals verabredet.
„Diese Verkaufs-Option wird nicht greifen. Davon gehe ich aus“, erklärte dazu SPD-Landesvorsitzendfe Detlef Albers gegenüber der taz. Der Staatsrat im Rathaus, Prof. Reinhard Hoffmann, kommentiert die Ankündigung eines Verkaufs der Bremischen schon deutlich vorsichtiger: Die Absicht gebe es schon länger, derzeit und konkret sei es aber „ein völlig ungelegtes Ei“.
Die privaten Anteilseigner der Bremischen brüten derzeit intensiver daran. Vor zwei Jahren hatte auch die Immobilien-Firma „WCM“, die die Beamtenbau-Gesellschaft gekauft hatte, für die Bremische geboten, um bei beiden Wohnungsbaugesellschaften, die am Osterdeich in wenigen hundert Metern Entfernung ihre Verwaltungen haben, Synergieeffekte zu realisieren. Gerade um das zu vermeiden, bekam die RSE den Zuschlag. Intzwischen sitzt der Hauptaktionär der WCM, Karl Ehlerding, im Aufsichtsrat der RSE, und die beiden Immobilien-Gesellschaften, die über 100.000 Wohnungen bundesweit im Portefeuille haben, wollen im Dezember fusionieren.
Im ersten Jahr 1998, berichtete RSE-Chef Ristow seinen Aktionären, konnten 8,1 Millionen Mark „vorab“ ausgeschüttet werden, für die privaten Anteilseigner fielen also auf einen Kaufpreis von 90 Millionen Mark 4,05 Millionen Rendite. Steigern läßt sich das Ergebnis nur, wenn en bloc-Verkauf möglich gemacht wird; dies ist in der bisherigen Struktur bei einer halb kommunalen Wohnungsbaugesellschaft nicht möglich. In der Heinrich-Geffken-Straße hat die Bremische schon einmal geübt, wie das gehen kann: 282 Wohnungen wurden en bloc verkauft, der Erlös verschönerte die Bilanz erheblich. Käuferin war allerdings bisher nur eine Tochterfirma.
Verschmelzung mit der „Beamtenbau“ und en bloc-Verkauf würden die Rendite der Bremischen sicherlich noch einmal deutlich nach oben treiben. Was den Immobilien-Unternehmer Ristow interessiert, ist der steil steigende Kurs seiner Aktie. „Erhebliche Synergien“ sprächen für die Fusion mit der WCM, hat Ristow im Juli seinen Aktionären erklärt, beide Partner könnten „damit den größten deutschen börsennotierten Immobilienkonzern kreieren“. Ristow über sein Ziel: „Bei dieser Größenordnung erhebt eine solche Gesellschaft den Anspruch auf Aufnahme in den Dax.“ K.W.
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