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Die dubiosen Geschäfte des Paten von Trier

Ein Caritas-Manager und Fußballklub-Präsident bringt den neuen Verkehrsminister Klimmt in Bedrängnis  ■   Von K.-P. Klingelschmitt

Frankfurt (taz) – In Rheinland-Pfalz nennen sie ihn den „Paten von Trier“. Die Landesjustiz beschäftigt sich schon lange mit ihm – und mit seinen dubiosen Geschäften. Wer dem Caritas-Manager und Präsidenten des Fußballklubs Eintracht Trier, Hans-Joachim Doerfert, die Hand gab, war offenbar schnell um ein paar große Scheine reicher. Auch Reinhard Klimmt (SPD), Saarlands Ex-Ministerpräsident und neuer Bundesverkehrsminister, schlug gern ein. Dabei sollen 300.000 Mark an ihm „hängen geblieben“ sein.

Die Vorwürfe: Klimmt soll Bestechungsgelder angenommen haben. Seine damalige SPD-Landesregierung soll zwei saarländische Krankenhäuser, in Trägerschaft des Doerfertschen Caritas-Verbandes, vom verordneten Bettenabbau zur Kosteneinsparung im Gesundheitswesen ausgenommen haben. Klimmt wies diesen Vorwurf am Donnerstag zurück („Barer Unsinn“) – genauso wie einen anderen. In seiner Eigenschaft als ehemaliger Präsident des 1. FC Saarbrücken soll er durch undurchsichtige Verträge mit Doerfert „mehr als eine halbe Million Mark in die Vereinskasse geschaufelt“ haben. „Irgendwelche Koppel- oder Gegengeschäfte“ habe es nicht gegeben, wiegelte der Ex-Ministerpräsident ab.

Immerhin: Die rheinland-pfälzische Justiz hat inzwischen die Aufhebung der Immunität von Klimmt beantragt sowie die des neuen saarländischen Innenministers Klaus Meiser (CDU). Als Vizepräsident des 1. FC Saarbrücken soll Meiser von den „Transaktionen“ zwischen Doerfert und Klimmt gewusst und sie im Interesse des Vereins – Aufstieg in die 2. Bundesliga – gebilligt haben. Auch Meiser verwahrte sich gegen alle Anschuldigungen.

Seit zwei Wochen sitzt nun der agile Manager Doerfert in Untersuchungshaft. Wirtschaftsprüfer und Staatsanwälte waren ihm permament auf der Spur. Die Ermittlungen weiteten sich aus; der Kreis der Verdächtigen wuchs mit. Der „Lebemann und Porschefahrer“ (Grüne) lebte ganz offenbar nach dem Motto: Eine Hand wäscht die andere. Im Zuge der Ermittlungen gegen Doerfert wurden Firmen und Steuerbüros in Rheinland-Pfalz und im Saarland durchsucht, auch die honorige Sparkasse Trier. In U-Haft genommen wurde Doerfert, weil er – so der Vorwurf der Koblenzer Staatsanwaltschaft – mehrere Millionen Mark aus Caritas-Gesellschaften in die Vereinskasse seines Clubs Eintracht Trier „umgeleitet“ haben soll. Eine Lokalzeitung bemerkte gestern, der Mann habe es verstanden, ein extrem dichtes Geflecht des Gebens und Nehmens zu spinnen.

Im Visier der Fahnder jetzt: eine Unternehmensberatung, an der Doerfert beteiligt ist. Ermittelt wird auch gegen einen ehemaligen Abgeordneten des Europäischen Parlaments. Diesem sollen größere Beträge aus dem „Caritas-Topf“ zugeschustert worden sein – die Gegenleistung ist noch unbekannt. Zittern müssen auch noch diverse Präsidenten und Schatzmeister diverser Fußballvereine im Südwesten, bei denen „der Pate“ immer einen Stammplatz auf der Ehrentribüne hatte.

Und wie weiter mit Klimmt? Vielleicht braucht Bundeskanzler Schröder bald einen neuen Verkehrsminister für den neuen. Sigmar Mosdorf, Staatssekretär im Verkehrsministerium, stehe schon auf der Matte – Gerüchten zufolge. Und wenn es auch für den neuen saarländischen Innenminister Meiser schlecht läuft, wird sich der neue Ministerpräsident Peter Müller (CDU) in wenigen Wochen einen anderen suchen müssen. Scandale grande.

Hinweis:Caritas-Manager Doerfert hat es verstanden, ein extrem dichtes Geflecht des Gebens und Nehmens zu spinnen

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