■ Chemiewaffen: Die tüchtigen Deutschen
Die Geschichte der Chemiewaffen ist eine deutsche Geschichte. Deutschland hatte ab 1915 als erste Nation systematisch chemische Gase als Massentötungsmittel eingesetzt. Angeheizt und initiiert vom deutschen Kaiserreich, folgte im Ersten Weltkrieg eine dramatische chemische Aufrüstung mit immer toxischeren Stoffen, die immer mehr Menschen immer bestialischer umbrachten. Von 1915 bis 1918 starben vermutlich mehr als 100.000 Menschen an den Folgen von Chemiewaffen.
Auch bei der Proliferation, der Weiterverbreitung von Chemiewaffen, waren die Deutschen tüchtig. Spektakulärste Fälle waren die Frei-Haus-Lieferung einer Giftgasfabrik nach Libyen durch die Firma Imhausen und die Vorwürfe an deutsche Firmen, den Irak chemisch aufgerüstet zu haben. Der Imhausen-Deal war 1990 aufgeflogen. Zwei Jahre zuvor war aufgedeckt worden, dass die Frankfurter Firma Lurgi im Iran eine Pestizidfabrik baute. Pestizide und chemische Kampfstoffe sind nahe verwandt, manchmal („Agent orange“) auch identisch.
Im April 1997 ist nach endlosen Verhandlungen das internationale Verbot für Entwicklung, Produktion, Lagerung, Erwerb und Weitergabe chemischer Massenvernichtungsmittel in Kraft getreten.
Manfred Kriener
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