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Kirche will Amnestie 2000

■ Zum Jubeljahr sollen Gefangene wie in biblischen Zeiten Strafnachlass erhalten

Hannover (taz) – Über 100 katholische und evangelische Gefängnisseelsorger haben sich einem Aufruf zu einer Amnestie zum 2.000. Geburtstag von Jesus Christus angeschlossen. Der Deutsche Bundestag soll vor Weihnachten 2000 allen Gefangenen eine gesetztlichen Strafnachlass von einem Jahr gewähren, verlangte gestern in Hannover Pastor Klaus Meyerbröker von der „Initiative Amnestie 2000“. Jedem staatlichen Recht sei noch ein Recht Gottes übergeordnet, begründete er die Forderung. Schon das Alte Testament kenne das so genannte Jobeljahr, in dem alle 50 Jahre Gefangene oder Sklaven befreit und Schulden erlassen worden seien. Zum 2.000. Geburtstag von Jesus Christus müsse ein besonderes Zeichen der Versöhnung gesetzt werden. Unterschriften unter ihrem Amnestieaufruf sammelt die Initiative 2000 vor allem unter Gefängnisseelsorgern und Strafvollzugsbediensteten. Während die Katholiken unter den etwa 300 hauptamtlichen Gefängnispastoren der Amnestie zustimmten, ist unter den evangelischen Seelsorgern bislang nur eine knappe Mehrheit dafür. Ein gesetzlicher Strafnachlass von einem Jahr würde dazu führen, dass über 30.000 Gefangene, deren Entlassung im Jahr 2001 ansteht, bereits im nächsten Jahr freikämen. Auf die Haftzeit von lebenslänglich Verurteilten hätte der Strafnachlass keine Auswirkungen. Jürgen Voges

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