: CDU macht Druck in der Schulpolitik
■ Gegen das „Nord-Süd-Gefälle“ im Bildungswesen: Abitur soll reformiert und Orientierungsstufe praktisch abgeschafft werden
In der CDU herrscht offenbar Unmut über den geringen Einfluss, den die zweite Regierungspartei auf die Bildungspolitik hat. Das soll anders werden, hat sich insbesondere der bildungspolitische Sprecher Klaus Bürger vorgenommen, und die „konzeptionellen Vorstellungen“ der Partei in einer Pressemitteilung veröffentlicht. „Wir wünschen uns eine etwas aufgeschlossenere Einstellung der SPD-Fraktion zu notwendigen Veränderungen als in der Vergangenheit“, scheibt der Christdemokrat. Das Papier war nicht vorher mit dem Koalitionspartner debattiert – die SPD wird es heute in der Zeitung lesen, bestätigte der CDU-Geschäftsführer Thomas vom Bruch auf Nachfrage.
Kernpunkt der CDU-Vorstellungen ist die Reform der gymnasialen Oberstufe. Zu diesem Thema wollte die CDU einen „Antrag“ in die Bürgerschaft einbringen, aber von der SPD-Seite sei schon im Vorfeld signalisiert worden, dass es darüber wohl keinen Konsens geben könne.
Die Forderungen der CDU im Einzelnen: Einführung eines fünften Abitur-Faches, Belegung von drei vierstündigen Leistungskursen, Einführung einer obligatorischen Facharbeit, verpflichtende durchgängige Belegung von Deutsch, Mathe und einer Fremdsprache, Verzicht auf die Unterscheidung von Grund- und Leistungskursen in der 11. Klasse. Diese Maßnahmen sollen ein „Nord-Süd-Gefälle“ in der Bildungspolitik verhindern, erklärt der CDU-Geschäftsführer, „überregionale Qualitätsüberprüfungen von Schulabschlüssen“ sollen intensiviert werden.
Für Minderbegabte soll es eine „Stärkung der Sonderschulen“ geben, im Bereich der Hochbegabtenförderung soll es Förderprogramme geben, individuell sollen Schüler die 11. Klasse überspringen können. Der Schulversuch „12 Jahre bis zum Abitur“ soll „unter Umständen“ nicht nur am Kippenberg-Gymnasium, sondern zusätzlich auch am Alten Gymnasium stattfinden. „Wir müssen zu einer Verkürzung der Schulzeiten kommen“, erklärt vom Bruch das Konzept. Die SPD hatte in den Koalitionsvereinbarungen den Modellversuch am AG abgelehnt, weil dort keine Orientierungsstufe angegliedert ist und diese beiden Schuljahre in die Planung eines verkürzten gymnasialen Curriculums einbezogen werden müssen. Die Orientierungsstufe sei insgesamt „völlig unterbelichtet“, meint der CDU-Bildungspolitiker; da ihre Abschaffung ins Koalitionsprogramm mit der SPD nicht hineinzubringen war, soll mindestens die Differenzierung „flächendeckend“ umgesetzt werden.
Fördern will die CDU auch Partnerschaften zwischen Schulen und Betrieben und den Sponsoring-Gedanken. Vom Bildungssenator erwartet die CDU „weniger Ankündigungen und etwas mehr substanzielle und konzeptionelle Vorschläge“. In der Sache weiß sich die CDU mit Willi Lemke, zum Beispiel was die Verkürzung der Schulzeiten angeht, weitgehend einig.
„Nur so können wir auch gegenüber anderen Bundesländern zukünftig eine konkurrenzfähige Qualität unserer Bildungsabschlüsse im Interesse der Bremer Schülerinnen und Schüler sicherstellen“, sagt Klaus Bürger. K.W.
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