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Unterschriften fallen durch

Schulhof der Adolph-Schönfelder-Grundschule macht Appetit: Eine Geschichte, die noch lange nicht zu Ende ist  ■ Von Sandra Wilsdorf

Diese Geschichte handelt von Kindern, Bäumen, einer Bürgerinitiative, vielen oder doch nicht so vielen Unterschriften und von Menschen, die dort wohnen wollen, wo jetzt ein Schulhof ist. Sie spielt in Barmbek-Süd, an der Adolph-Schönfelder-Grundschule. Die hat einen luxuriös großen Schulhof: knapp zwei Hektar für 219 Schüler. Das hat schon Anfang der 90er Jahre Verkaufsgedanken bei der Finanzbehörde geweckt. Deshalb sollen sich auf einem Teil des Schulhofes das Frauenwohnprojekt „Arche Nora“, ein autofreies Wohnprojekt und der „Wohnungsverein Hamburg von 1902“ niederlassen (taz berichtete).

Dagegen kämpft die Bürgerinitiative Brennpunkt Barmbek-Süd. Ihre Sprecherin Christine Eckmann, Mutter zweier Kinder an der Adolph-Schönfelder-Schule, sagt: „Weit über 10.000 BürgerInnen haben das Bürgerbegehren unterschrieben“. Das Bezirksamt Hamburg-Nord hat die ersten 4954 überprüft und hält nur 2839 für gültig, denn 31 Leute hätten doppelt unterschrieben, und 2115 Unterschriften seien unlesbar oder wertlos, weil die Unterschreiber nicht wahlberechtigt oder nicht mit ers-tem Wohnsitz in Hamburg-Nord gemeldet seien. „Die Mitteilung ist von Mitte November, bis heute schuldet uns das Bezirksamt eine Erklärung, warum es so viele Unterschriften für ungültig hält“, empört sich Christine Eckmann und argwöhnt, dass das Bürgerbegehren gezielt behindert werden soll. „Es ist überhaupt seltsam, dass dieselbe Verwaltung das Bürgerbegehren überprüft, gegen die es auch gerichtet ist. Ich glaube, ich könnte viele Namen noch lesen, die die für unleserlich halten.“

Das empört Peter Hansen, Pressesprecher des Bezirksamtes: „Davon kann keine Rede sein.“ Mitarbeiter würden nun jede einzelne der als ungültig gewerteten Unterschriften noch einmal überprüfen. Wenn dann bis zum 21. Januar 2000 mindestens 6000 gültige Unterschriften vorliegen, wird es einen Bürgerentscheid geben.

Vielleicht letzte Rettung für die Bäume. Im Protokoll einer Bauausschuss-Sitzung wird ein Mitarbeiter des Tiefbauamtes damit zitiert, dass etwa „25 Bäume gefällt werden müssten, von denen mindestens drei Platanen schützenswert sind“. Sprecher Hansen sagt dazu nichts, weil die Sitzung nicht öffentlich war. Und was sagt die Politik? Andreas Waldowski (GAL), Mitglied im Ortsausschuss Barmbek-Uhlenhorst, findet die Bebauung vertretbar, „denn es wird vertraglich vereinbart, dass der Schulhof nachmittags weiterhin als Freizeitfläche genutzt werden kann“.

Schulleiterin Sabine Bernardi will Sachlichkeit und legt Wert auf die Feststellung, „dass die Bürgerinitiative außerhalb der schulischen Gremien arbeitet“. Für sie selber sei die Sache „ein Stück Geschichte“, denn als sie 1998 Schulleiterin wurde, war die Bebauung längst beschlossen.

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