: Gentherapien nach Todesfall auf Eis gelegt
Washington (dpa) – Vier Monate nach dem weltweit ersten Todesopfer durch eine Gentherapie hat die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA eine Reihe von gentherapeutischen Studien auf Eis gelegt. Betroffen ist die in den USA federführende Universität von Pennsylvania in Philadelphia. In ihrem „Institute for Human Gene Therapy“ war im September der 18-jährige Jesse Geisinger aus Tuscon, Arizona, an einer Immunreaktion auf den Genträger, ein Schnupfenvirus, gestorben. Aus Bedenken über mangelnde Sicherheitsvorkehrungen für die Patienten stoppte die FDA alle acht Untersuchungen an dem Institut mit sofortiger Wirkung. Fünf davon sind laufende klinische Versuche mit Patienten, die an lebensgefährlichen Krankheiten wie der zystischen Fibrose (Mukoviszidose) und Brustkrebs leiden. Die FDA wurde offenbar erst durch den Tod des 18-Jährigen auf Mängel in dem Institut aufmerksam. Bei einer Inspektion fand die Gesundheitsbehörde „zahlreiche ernste Mängel“ an den Vorkehrungen zum Schutz der Patienten. In ihrem Bericht zitiert sie 18 Verstöße der Klinik gegen FDA-Bestimmungen. So waren offenbar neun der 18 Patienten, die an dem gleichen Experiment wie Jesse Geisinger teilgenommen hatten, nicht wie vorgeschrieben über die Risiken des Experiments aufgeklärt und nach ihrer Zustimmung befragt worden. Die Entscheidung, laufende klinische Versuche auf Eis zu legen, ist in den USA höchst ungewöhnlich. Die FDA kündigte an, sie werde ihr Verbot nicht rückgängig machen, bis sie nicht davon überzeugt ist, dass sich das Institut an die Vorschriften hält.
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