: Lemke: verlässliche Grundschule kommt
■ Debatte um den „Preis“ der Betreuung der Grundschulkinder / Grüne und CDU skeptisch gegenüber Lemkes Schulverwaltung
Alle wollen eigentlich die „verlässliche“ Betreuung der Grundschul-Kinder bis 13 Uhr – aber was ist der Preis? Darum stritt am späten Nachmittag die Stadtbürgerschaft.
Die Grünen hatten einen „Dringlichkeitsantrag“ eingebracht, nach dem das Modell nicht verbindlich zum kommenden Schuljahr umgesetzt werden sollte. Vor allem der Preis, den die besser ausgestatteten Grundschulen, genannt „volle Halbtagsschulen“, zu zahlen haben, ist den Grünen zu hoch – darin unterstützen sie die Proteste dieser Schulen. Aber auch die Frage, was aus Elterninitiativen wird, die derzeit Grundschulkinder betreuen, ist für die Grünen offen, die Kooperation mit den Horten nicht geklärt. Ihre Alternative: An den Schulen, an denen es bisher keinerlei Betreuungsangebot gibt – nach Angaben von Helmut Zachau ein Drittel aller Grundschulen – soll Betreuung angeboten werden, an den anderen Schulen sollten bestehende Angebote fortentwickelt werden. Skeptisch ist Zachau auch, wie lange sich die Eltern auf die Zusage verlässlichen Unterrichts verlassen können, wenn gleichzeitig in den kommenden Jahren 15 Prozent der Lehrerstellen im Grundschul-Bereich abgebaut werden.
Die Sozialpolitikerin der CDU, Silke Strietzel, teilte die „Sorge“ – welche Konsequenzen die „verläßliche Grundschule“ für das Hortangebot haben werde, sei bis heute unklar. Der CDU-Bildungspolitiker Klaus Bürger erinnerte daran, dass auch die CDU im November davon ausgegangen war, dass die „vollen Halbtagsschulen“ nicht den vollen Preis für die „verlässliche Grundschulen“ zahlen müssten. Für die Eltern gebe es noch kein „schlüssiges Konzept“, und wenn die Schulleiter Ende Januar informiert werden, sei das „sehr spät“. Die CDU lehne den Antrag der Grünen gemeinsam mit der SPD ab, im Februar wolle die CDU aber Klarheit haben.
Die bildungspolitische Sprecherin der SPD, Ulrike Hövelmann, räumte ein, dass die Bildungsbehörde „offensichtlich schwerer in Gang gekommen ist als erwartet“. Es solle aber kein Konzept geben, das „von oben“ verordnet werden könnte, jede Schule müsste je nach Situation für sich einen Weg finden, das Betreuungsangebot bis 13 Uhr auf Grundlage der konkreten Situation zu entwickeln. Sie sei sich sicher, dass in Bremen in einem Jahr die „verlässliche Grundschule“ genauso als Erfolg gefeiert würde wie derzeit in Niedersachsen. In Richtung CDU merkte sie kritisch an, dass sie nicht einverstanden damit sei, dass der Finanzsenator 75 Lehrerstellen einfach „kassiert“ habe, die durch Arbeitszeit-Reduzierung (freiwillige Alterszeitzeit) frei geworden sind.
Willi Lemke berief sich zum Ende der Parlamentsdebatte auf den Koalitionsvertrag, den er abarbeite. Er habe am 13. Oktober die Leiter der Grundschulen davon informiert, dass das Angebot der „vollen Halbtagsschulen“ nicht im vollen Umfang aufrechterhalten werden könne. Was den Grünen-Abgeordneten Dieter Mützelburg zu der Zwischenfrage veranlasste, warum er dies im November nicht dem Parlament ebenso klar gesagt habe. K.W.
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