piwik no script img

Sonne im Geldregen

■ Dank der neuen Einspeisevergütung sind Solaranlagen kein Verlustgeschäft mehr.Förderung über die Hausbank ist möglich – aber nur selten wirklich erfolgreich

Bisher war Solarstrom eine Sache für Idealisten. Trotz staatlicher Förderprogramme war die Photovoltaikanlage auf dem Dach finanziell gesehen ein Verlustgeschäft. Das ändert sich mit der neuen Einspeisevergütung, die der Bundestag voraussichtlich noch im Februar beschließen wird. Jede solarerzeugte Kilowattstunde wird dann mit 99 Pfennig vergütet. Damit amortisiert sich eine Solaranlage – wenn auch erst nach etwa 16 Jahren. Wem es an Eigenkapital für den Sonnenstrom mangelt, dem hilft ein Kredit aus dem 100.000-Dächer-Programm.

Ein Quadratmeter Solarmodul kostet etwa 1.200 Mark und hat eine Spitzenleistung zwischen 100 und 120 Watt (W). Übers Jahr liefert dieses Modul je nach Standort, Ausrichtung und Dachneigung zwischen 70 und 100 Kilowattstunden (kWh) elektrische Energie. Wenn eine vierköpfige Familie ihren durchschnittlichen Jahresverbrauch an Strom von 3.000 kWh decken will, braucht sie also etwa 35 solcher Module und muss inklusive Montage mit Investitionen bis zu 50.000 Mark rechnen. Wer nur einen Teil seines Stroms selbst erzeugen will, kommt entsprechend billiger weg.

Um diese Investition zu finanzieren bietet die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) seit einem Jahr zinsverbilligte Darlehen aus dem 100.000-Dächer-Programm an. Beantragen können es Privatpersonen und kleine Betriebe, die mindestens eine Anlage mit einem kW Leistung errichten wollen. Das Darlehen läuft über zehn Jahre und liegt 4,5 Prozent unter dem marktüblichen Zins, derzeit also auf Grund des noch niedrigen Zinsniveaus bei 0,0 Prozent. Die Tilgung beginnt nach zwei Jahren; die letzte Tilgungsrate im zehnten Jahr – 12,5 Prozent der Gesamtsumme – wird erlassen, wenn die Anlage noch in Betrieb ist. Die Höhe des Darlehens kann bis zu 100 Prozent der Investitionen ausmachen, einschließlich Wechselrichter, Messeinrichtungen und der Kosten für Planung und Installation. Angerechnet werden öffentliche Gelder, etwa aus den Förderprogrammen von Bundesländern oder Städten (siehe Kasten). Aber auch die Höhe der Einspeisevergütung mindert den Kredit. Bei 99 Pfennig je kWh bekommt man derzeit 55 Prozent der Investition finanziert. Hans-Josef Fell, Solarexperte der bündnisgrünen Bundestagsfraktion, geht davon aus, dass diese Regelung bleibt, auch wenn es im Wirtschaftsministerium Stimmen gibt, die das Programm gern zurückfahren würden.

Bei der vorgestellten 50.000-Mark-Anlage beträgt der Kredit also noch 27.500 Mark. Den Rest kann man frei finanzieren oder über ein Darlehen aus dem CO2-Minderungsprogramm der KfW: Laufzeit 10 Jahre, von denen die ersten beiden tilgungsfrei sind; effektiver Zinssatz derzeit 4,9 Prozent. Mit den Zinsen müssten insgesamt rund 55.000 Mark zurückgezahlt werden. Da die Anlage 3.000 kWh im Jahr erzeugt und damit rund 3.000 Mark einbringt, hat sie sich nach gut 18 Jahren amortisiert. Da die Hersteller in der Regel Betriebszeiten von 20 Jahren garantieren, springt zum Schluss sogar ein kleiner Gewinn heraus. Etwas besser sieht es für die 4.000 Sonnenfreunde aus, deren Kreditantrag noch auf Basis der niedrigen Vergütung von 16,5 Pfennig je kWh gestellt wurde. Sie bekommen den vollen Kredit und in Zukunft die höhere Vergütung. Die Amortisationszeit liegt dann bei etwa 15 Jahren.

Wer Eigenkapital hat, für den wird eine Solaranlage zur interessanten Geldanlage. 50.000 Mark in Solarmodulen bringen 3.000 Mark im Jahr, also sechs Prozent. Viel besser sind Pfandbriefe auch nicht. Zudem kann man von der KfW statt dem 100.000-Dächer-Kredit auch einen Zuschuss bekommen. Er beträgt derzeit 25 Prozent der möglichen Kreditsumme, mit einem Nachschlag von 12,5 Prozent, wenn die Anlage nach neun Jahren noch läuft.

Der Weg zum sonnigen Geldregen führt nur über die Hausbank. Diese soll den Kredit oder Zuschuss beantragen, vermitteln und auszahlen. Weil damit fast nichts zu verdienen ist, geben sich viele Banken wenig Mühe mit dem 100.000-Dächer-Programm. „Jede zweite Bank blockiert“, war das Ergebnis eines Tests der Fachzeitschrift Photon im Sommer vergangenen Jahres. Umgekehrt kann es passieren, dass man in einer kleinen Bankfiliale der erste Kunde ist, der das Programm in Anspruch nimmt. Schließlich wurden bundesweit erst 4.000 Anträge gestellt. Das Ausfüllen des Kreditantrags kann da schnell zur Weiterbildungsmaßnahme für den Sachbearbeiter werden.

Kompetente Mitarbeiter und Beratung versprechen die Ökobanken ihren Kunden. Die Umweltbank Nürnberg arbeitet dabei mit BP Solar und dem Bund der Energieverbraucher zusammen. Sie hat nach eigenen Angaben etwa 10 Prozent der insgesamt von der KfW genehmigten Kreditsumme vermittelt. Im Gegensatz zu den meisten konventionellen Banken genügen in der Regel die Solaranlage und die Einspeisevergütung als Sicherheit. Zusätzliche Gebühren fallen nicht an. Bei der Ökobank waren es bisher 60 ausgereichte Kredite und noch viel mehr Anfragen. Als Sicherheit genügt bis zu 50.000 Mark die Abtretung der Einspeisevergütung. Das Kreditkonto kostet 20 Mark Gebühren im Jahr. Zudem werden die Kredite nur an Mitglieder der Genossenschaft ausgegeben. Die verlangten drei Anteile kosten 300 Mark. Leo Frühschütz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen