■ Rosi Rolands Bremer Geschichten: SPD – Partei der Familien
Die SPD tut was gegen die Arbeitslosigkeit: Eine 23-Stunden-Teilzeitstelle in der Parteizentrale in Findorff ist zu besetzen, bisschen Öffentlichkeitsarbeit, bisschen Sachbearbeitung, bisschen Zuarbeit für den Landesvorsitzenden, bisschen EDV, bisschen „Kenntnis in der Planung und Durchführung komplexer Projekte (Kampagnen)“, bisschen „Vertretung des Landesgeschäftsführers“. Irgendwie bisschen alles inklusive bisschen Vertrauen des Landesvorsitzenden. Die Stellenbeschreibung ist eher verwirrend, noch verwirrender ist die Methode der Suche: Die Stelle ist gar nicht öffentlich ausgeschrieben, im „Intranet“ der SPD ist sie zu finden und am 23. März ist schon Bewerbungsschluss mit Lichtbild und ausführlichem Lebenslauf und Partei-Ochsentour.
Die Sache wird damit klar: die Bewerberin ist schon gefunden, die Ausschreibung nur pro Forma. Nicht aber das EU-Recht schreibt der Bremer SPD die Ausschreibung vor, sondern der Betriebsrat. Der Landesvorsitzende der SPD, Detlev Albers, hatte eine (ganze) Stelle ausgeschrieben, wollte Anke Grotheer haben, die kann aber nur eine halbe Stelle. Der Betriebsrat will Anke Grotheer nicht, weil er einen neuen Anlauf wittert, den Geschäftsführer Manfred Jabs zu ersetzen und letztlich an die frische Luft zu setzen. Rein rechtlich konnte der Betriebsrat aber nur formal widersprechen mit der Begründung, dass eine Stelle, die als ganze Stelle ausgeschrieben wurde, nicht einfach mit einer halben Kraft besetzt werden kann, von wegen Chancengleichheit. Aber mehr als halb kann Anke Grotheer nicht, weil ihr Mann, der Unterbezirksvorsitzende, sich nicht voll um die Kinder kümmern will.
Die interne Ausschreibung mit Frist von einer Woche ist also der klassische Weg, wie man Arbeitnehmer-Rechte aushebelt. Wer nun aber denkt, der SPD-Betriebsrat hätte eine öffentliche Ausschreibung verlangt, um jedem Arbeitslosen Bremer die gleichen Chance zu geben, der irrt gewaltig. Auch der Betriebsrat war für die rein interne Ausschreibung.
Nun gibt's Befürchtungen, dass der Betriebsrat eine andere Bewerberin präpariert hat. Bewerbungen gehen ja „zu Händen Landesgeschäftsführer Jabs“. SPD-Mitarbeiterin Susi Kröhl von der Jabs-Fraktion hat ihr Interesse, auf dem Posten der Landesschatzmeisterin in den geschäftsführenden Landesvorstand einzuziehen, zurückgezogen. Dafür hat sie ein Zugeständnis der anderen Seite verdient, findet Ihre Rosi Roland
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