: 31.000 Geschosse
Nato bestätigt Einsatz uranhaltiger Munition im Kosovokrieg, sagt aber nichts über die Folgen
BERLIN taz ■ Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping hat gestern nicht ausgeschlossen, dass der Einsatz von uranhaltigen Geschossen durch die Nato während des Kosovokrieges eine längerfristige Gefährdung und radioaktive Verseuchung des betroffenen Gebietes darstellen könnte. Zwar hätten ihm Experten versichert, die Radioaktivität käme nicht zum Tragen, doch zeigte sich Scharping „überfragt“, ob der Einsatz der Geschosse andere Folgen haben könnte. Besondere Vorkehrungen zum Schutz der deutschen Soldaten im Kosovo seien nicht getroffen worden.
Die Nato hatte am Dienstag bestätigt, während des Kosovokrieges bei rund 100 Einsätzen etwa 31.000 Schuss panzerbrechende Munition abgefeuert zu haben, deren Kopf aus schwach abgereichertem Uran besteht. In einem Bericht über die Folgen des Kosovo-Konfliktes für Umwelt und menschliche Ansiedlungen (Internet: http://www.grid.unep.ch/btf) hatte die UN-Umweltorganisation (Unep) im Oktober vergangenen Jahres über die mögliche Verseuchung ganzer Gebiete durch den Einsatz uranhaltiger Munition während des Krieges geklagt. Hauptforderung der Untersuchungsgruppe war damals die Herausgabe von Informationen durch die Nato, „ob, wie und wo abgereichertes Uran während des Kosovo-Konfliktes benutzt wurde“. Mögliche radioaktive Verseuchung müsse so bald wie möglich geprüft werden. Mögliche Schwerpunktgebiete, wo noch Teile abgereicherten Urans herumliegen könnten, müssten festgestellt und das Material sichergestellt werden. Dann müsste geklärt werden, ob Gesundheitsgefahren bestehen. Wenn in bestimmten Gebieten hohe Verseuchung vorliege, müssten die lokalen Behörden auf die Risiken hingewiesen und der Zutritt gesperrt werden.
Jetzt hat die Nato die erste Forderung erfüllt – wenn auch, nach Meinung von Pekka Haavisto, unzureichend. Wirklich detaillierte Informationen, so Haavisto am Dienstag, seien auch den allgemeinen Angaben und der von der Nato übersandten Landkarte mit den verzeichneten Einsatzgebieten nicht zu entnehmen. Es gebe zwar keinen Anlass zur Panik, dennoch seien die im Oktober abgegebenen Empfehlungen jetzt umso dringender.
BERND PICKERT
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