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Tesa ohne Haftung

■ Beiersdorf: Mehrere hundert Jobs in Hausbruch und Eimsbüttel in Gefahr

Unter den 5000 Beschäftigten des Chemieriesen Beiersdorf in Hamburg ist Unruhe ausgebrochen: Am Donnerstag abend hat der Aufrichtsrat des Konzern erwartungsgemäß weitreichende Umstrukturierungen beschlossen, wodurch erneut Jobs gekillt werden sollen. „Wieviele Arbeitsplätze verloren gehen, ist noch nicht klar“, so Jürgen Hielscher, Bezirksleiter der „IG Bergbau Chemie Energie“ (IG BCE) in Hamburg: „Es werden aber mehrere hundert in Hausbruch und Eimsbüttel sein“.

Anlass für die geplanten „Konsolidierungsmaßnahmen“ ist laut Brancheninsidern der wachsende Druck auf das Management durch den Haupaktionär Allianz-Versicherung. Der beklagt, dass die Beiersdorf-Aktie in letzter Zeit an der Börse vor sich hindümpelt. Während in den Traditionspaletten „Nivea“ Umsatzzuwächse von 15 Prozent zu verbuchen sind, musste Beiersdorf nämlich bei „tesa“ und anderen Bereichen Umsatzrückgänge in Kauf nehmen. Daher sollen die Sparten „tesa“, „medical“ (Hansaplast, Leukoplast, ABC-Pflaster) und „cosmed“ entweder outgesourct oder abgestoßen werden.

Die IG BCE hat dagegen Widerstand angekündigt: Bereits 1997 wurden durch Umstrukturierungen in der Sparte „tesa“ 350 Arbeitsplätze vernichtet. Ungeachtet der Frage, ob die Maßnahmen wirtschaftlich sinvoll oder im Zweifel durch Mitbestimmungsgremien „verhinderbar sind“, so Hielscher, „dürfen diese perspektivisch nicht dazu führen, dass die bewährte Struktur dreier gewachsener Sparten zerschlagen wird.“ Die Beiersdorf-Belegschaften werden am Montag auf vier Betriebsversammlungen über ihre Reaktion beraten.

Magda Schneider

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