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Auf zum Radfahrerland

■ Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club sieht Deutschland im Radtourismus zwischen Donau und Weser weit vorne / Beliebt: Routen wie die „Kuh-Route“ rund um Bremen

Bremen (ddp) – Jan Ullrich ist der große Vorstrampler. Seine internationalen Erfolge ließen den Absatz an Rennmaschinen in Deutschland in die Höhe schnellen – aber es braucht kein Hightech-Rad für den Sport auf zwei Rädern. Die Auswahl in Deutschland ist groß: Mountainbiker werden von Berglandschaften gefordert, beschauliche Wege sind für Familien geeignet, wer das Wasser liebt, radelt entlang der Flüsse.

„Wer Rad fährt, tut sich was Gutes und niemandem etwas Schlechtes“, meint Gaby Bangel, Referentin für Fahrradtourismus beim in Bremen ansässigen Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) zur umweltfreundlichen und Energie sparenden Urlaubsart. Der Radtourismus wird nach den Ergebnissen der jährlichen ADFC-Radreiseanalyse seit mehr als zehn Jahren immer beliebter und ist der Aktivurlaub mit den höchsten Zuwachsraten überhaupt. „Das Fahrrad ist längst nicht mehr das Fortbewegungsmittel derer, die sich kein Auto leisten können“, so Frau Bangel.

Die meisten aktiven Radtouris-ten seien mittleren Alters und gut situiert. Außerdem ist der Fahrradtourismus laut ADFC mittlerweile zu einem oft unterschätzten Wirtschaftsfaktor im Deutschlandtourismus geworden. Während bundesweit nur noch ein Drittel aller Deutschen Urlaub im eigenen Land machten, blieben mehr als 55 Prozent aller Radreisenden in Deutschland.

Rund 1,92 Millionen Deutsche machten 1999 Urlaub im Fahrradsattel, heißt es in der ADFC-Radreiseanalyse 2000. Das entspricht vier Prozent aller Urlaubsreisen der Deutschen im vergangenen Jahr, rund drei Viertel davon waren Haupturlaubsreisen. Im Vergleich dazu unternahmen nach ADFC-Angaben 400.000 Deutsche 1999 eine Kreuzfahrt, etwa 250.000 buchten eine Golfreise.

Fahrradfahren als eine von mehreren Urlaubsaktivitäten üben sogar mehr als 20 Prozent der Deutschen (etwa 27 Millionen) im Urlaub aus. Bundesweit entwickelte sich das Radfahren nach Wandern und Schwimmen zur drittbeliebtesten Urlaubsaktivität. Die beliebte-sten Radreiseziele in Deutschland sind Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg. 1998 exis- tierten in Deutschland 180 Radfernwege mit einer Gesamtlänge von rund 38.000 Kilometern. Klassische Rad-Routen wie die an Donau und Weser werden jährlich von bis zu 150.000 Übernachtungsgäs- ten besucht. Der Bodensee verzeichnet inklusive Tagesgästen jährlich bis zu 250.000 Radler. Am Thüringer Rennsteig verdreifachte sich seit 1996 die Zahl der Radtouristen.

Dass Deutschland als Radreiseland immer beliebter wird, ist nach Worten von Frau Bangel nur ein Trend für die Zukunft. Wachstumstendenzen aus anderen Tourismusbereichen wirken auch auf die Pedalritter ein. So sieht der ADFC weitere Zukunftspotentiale in der Zusammenführung von Städte- und Fahrradtourismus, in der Einführung von Themenradwegen und im Bereich Wellness und Fitness.

Erste Schritte sind dazu bereits getan. Für Städteerlebnisse stehen unter anderem der Radweg auf der Rheinschiene zwischen Bonn und Duisburg, die geführten Hauptstadttouren per Rad von „Berlin by Bike“, die „Regio Tour Freiburg“ und die von Bremen aufs Land führende „Kuh-Route“. Themenradwege wie eine „Route zur Indus- triekultur“ durch das Ruhrgebiet oder eine Kunstroute mit Skulpturen am Werraradweg locken Kulturbegeisterte, in Brandenburg ist eine Route durch die ehemaligen Bergbaulandschaften geplant. In den Fitnessbereich spielen Projekte wie die „Mountainbike-Arena Sauerland“ und der Rundkurs durch den Teutoburger Wald von Heilbad zu Heilbad.

Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub ADFC mit Hauptsitz in Bremen verschickt auf Anfrage die Broschüre „Deutschland per Rad entdecken – Die schönsten Routen auf einen Blick“ (fünf Mark für Versandkosten), das bundesweite Übernachtungsverzeichnis für Radtouristen „Bett & Bike Deutschland“ (19,80 Mark) sowie weitere Informationsmaterialien auf Nachfrage. Ditmar Hauer

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