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Nicht mal eine Kurzmeldung

aus Bukarest KENO VERSECK

Adrian Ciobanu hat einen Job der Oberklasse – für rumänische Verhältnisse. Der 36-jährige Wirtschaftsinformatiker ist Verkaufsleiter des rumänischen Telekommunikations-Monopolisten Romtelecom in der siebenbürgischen Kleinstadt Miercurea Ciuc. Er verdient 600 Mark im Monat – in Rumänien fast ein Spitzenlohn. Dennoch reicht diese Summe in Städten gerade zum Leben.

Um noch etwas hinzu zu verdienen, arbeitet Ciobanu nach Dienstschluss für private rumänische Software-Firmen als Programmierer. Vor Wochen erfuhr er von der deutschen Green-Card-Initiative und stellte sofort eine Mappe mit Bewerbungsunterlagen zusammen. „Jetzt warte ich auf eine offizielle Entscheidung der deutschen Regierung“, sagt er. „Dann werde ich meine Bewerbung abschicken.“

So wie Adrian Ciobanu geht es vielen Computerspezialisten in osteuropäischen Ländern. Die meisten haben einen Kenntnisstand, der westlichem Niveau nur wenig nachsteht. Eine Arbeitsmöglichkeit zu finden, ist für sie in ihren Heimatländern kein Problem. An einem mangelt es jedoch: Einem guten Verdienst. Viele osteuropäische Firmen können zudem wegen des noch relativ kleinen informationstechnologischen Marktes im eigenen Land nicht überleben, sondern arbeiten oft für westliche Auftraggeber.

Auch Adrian Ciobanu würde in Rumänien als Programmierer keine Arbeit finden, bei der er besser verdienen könnte als beim rumänischen Telekommunikations-Monopolisten. Von Schröders Green-Card-Initiative erfuhr er aus einem Bericht des Senders RTL. Spräche Ciobanu nicht gut deutsch, wäre die Nachricht wohl an ihm vorbei gegangen: Sowohl den meisten Zeitungen als auch den Fernsehsendern in Rumänien war die „Green-Card-Initiative“ nicht einmal eine Kurzmeldung wert. Die Debatte darüber hat Adrian Ciobanu auf deutschen Internetseiten verfolgt.

„Auf der Seite der Bundesregierung“, sagt er, „gab es eine E-Mail-Adresse. Da hätte ich hinschreiben können. Aber ich warte lieber noch ab, bis ich weiß, welche Schritte ich genau unternehmen muss.“ Adrian Ciobanu würde am liebsten als Webprogrammierer und -designer arbeiten, vorzugsweise in Berlin: Hier hat er als Kind einige Jahre verbracht, als seine Eltern Handelsvertreter an der rumänischen Botschaft in Ostberlin waren. Er kennt die Stadt auch aus der Zeit nach der Wende: Von 1993 bis 1994 jobbte er in Berlin als Bauarbeiter. Jetzt würde er ab 3.000 Mark netto pro Monat anfangen. „Ich habe mir das ausgerechnet“, sagt er. „Ungefähr 1.000 bis 1.500 Mark bräuchte ich zum Leben, und mindestens 1.500 Mark im Monat möchte ich sparen. Ich würde das ein paar Jahre machen und dann wieder nach Rumänien zurückgehen. Dort könnte ich das Geld investieren und hätte zumindest für einen Teil meines Lebens ausgesorgt.“

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