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Eine aussterbende Art

Gestern wurde mit dem ICE 3 das letzte große Bahnprojekt unter exklusiv deutscher Regie in den Betrieb geschickt. In Zukunft europäische Konsortien

BERLIN taz ■ Der gestern in Berlin offiziell der Öffentlichkeit präsentierte Hochgeschwindigkeitszug ICE 3 wird vermutlich das letzte große Bahnprojekt sein, das deutsche Industrieunternehmen in exklusiver Regie abwickeln. Die Zeichen stehen auf internationale Gemeinschaftsprojekte – wenn nicht gar auf Übernahme deutscher Firmen durch die Konkurrenz.

50 Züge der 3. Generation des Intercity-Express kauft die Deutsche Bahn AG, sagte Bahnchef Hartmut Mehdorn – um unter anderem die TouristInnen zur Weltausstellung nach Hannover zu transportieren. Die neuen Bahnen fahren mit 300 Kilometern pro Stunde deutlich schneller als die beiden Vorgänger-Modelle. Mit dem ICE 3 stellt die deutsche Bahnindustrie unter Beweis, dass sie lernfähig ist. Im Gegensatz zu den ersten Hochgeschwindigkeitsbahnen kann der neue Zug ohne technische Änderungen auf den Gleisen anderer europäischer Länder verkehren.

Die Nachfolge für den ICE 3 wird trotzdem kein deutscher Zug mehr antreten. Siemens und die Firma Alsthom, die den französischen Hochgeschwindigkeitszug TGV produziert, wollen auf Druck der beiden Staatsbahnen einen gemeinsamen Schnellzug bauen.

Allein hatten die deutschen Unternehmen in den vergangenen Jahren keine guten Ergebnisse erreicht. Der ICE wurde im Ausland – weil zu teuer und zu schwer – nur in wenigen Exemplaren verkauft. Sowohl die Verkehrstechnik von Siemens, als auch Adtranz machten hohe Verluste. Adtranz wird auch in diesem Jahr mehrere hundert Millionen Mark rote Zahlen schreiben. In der Branche würde es deshalb niemanden verwundern, wenn DaimlerChrysler sich allmählich von seiner teuren Tochter trennte. Nachdem DWA von dem kanadischen Unternehmen Bombardier übernommen worden war, wäre dann nur noch Siemens eigenständig. KOCH

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