Volksinitiative für Sonntage mit geöffneten Videotheken: TV wählt man auch spontan

 ■ Von Sandra Wilsdorf

Video: Ich sehe, also bin ich. An Sonntagen bin ich nicht, da haben die Videotheken zu. Und das geht den Videothekaren so gegen den Strich, dass sie es per Volkes Willen ändern wollen. Eine Volksinitiative zur Sonntagsöffnung für Videotheken stellte sich gestern vor. „Wir haben Wettbewerbsnachteile gegenüber anderen Freizeitveranstaltungen. Bei Kino oder Fernsehen kann man sich spontan entscheiden“, sagt Berndt Düsing, Nord-Chef des Video- und Medienfachhandels.

Die Zeiten hätten sich geändert. Bei immer mehr Kanälen, Pay-per-view oder Video-on-Demand gäbe es immer mehr Quellen für Spielfilme, also immer mehr Konkurrenz für Videos, auch an Sonntagen. Ach ja, und dann ist da noch das soziale Argument: Weil viele Videotheken inzwischen Mediatheken sind, in denen man auch CD-Roms leihen kann, enthält der geschlossene Sonntag den Menschen Neue Medien vor. Und das, wissen wir inzwischen, ist volkswirtschaftlich und bildungspolitisch katastrophal. Im übrigen haben auch Sonnenstudios und Spielhallen als Freizeiteinrichtungen eine Sondergenehmigung für Sonntagsöffnung. Und die wollen die Videothekare auch.

Eigentlich könnte es sie schon längst geben. Schon 1998 haben sich Bundestag und Bundesrat dafür ausgesprochen, die Öffnung von Videotheken auch an Sonn- und Feiertagen zu ermöglichen, damit sie nicht länger schlechter gestellt sind als die anderen Arten der Unterhaltung wie Kino, Theater, Sportveranstaltungen. Nur eine Umsetzung auf Länderebene gibt es dazu bisher nicht.

Die soll nun die Volksinitiative erreichen. Mindestens 20.000 wahlberechtigte Hamburger müssen unterschreiben. Sollten Senat und Bürgerschaft trotzdem kein entsprechendes Gesetz beschließen, kämen erst Volksbegehren und dann Volksentscheid. „Die Bürgerschaftswahlen wären für uns der optimale Zeitpunkt“, sagt Rechtsanwalt Heiko Boese.

Erster Unterschreiber war gestern Farid Müller, wirtschafts- und medienpolitischer Sprecher der GAL-Bürgerschaftsfraktion, die sonst eher für arbeitnehmerfreundliche Positionen steht. „Es geht hier nicht um eine Ladenschluss-Debatte“, beteuert Müller. Es gehe um Gleichbehandlung, und ihn freue, dass zum ersten Mal das Instrument Volksinitiative für Verbraucherinteressen eingesetzt werde.

Oder meinte er Verkäuferinteressen?