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Kaffeepreis auf der Ölspur

Die Kaffeeproduzenten wollen durch Selbstbeschränkung beim Export den Preis hochtreiben. Importeure zweifeln am Erfolg des neuen Abkommens

HAMBURG taz ■ Weil der Kaffeepreis viel zu niedrig ist, wollen die Kaffee produzierenden Länder den Preis treiben, indem sie den Export drosseln. Zwanzig Prozent der Exportmengen der „Vereinigung Kaffee produzierender Staaten“ (ACPC) und ihrer Partner sollen im Depot verschwinden, um eine künstliche Verknappung zu erzeugen, die automatisch zu steigenden Preisen führt. Die Rechnung der Vereinigung, der sich zahlreiche weitere Kaffee produzierende Staaten wie Honduras, Guatemala oder Vietnam anschlossen, scheint aufzugehen. Kaum kündigte die ACPC ihren Beschluss am 20. Mai an, stiegen die Preise an den Warenmärkten von New York und London. Sie sind aber mit 66 Cent pro Pfund weit von dem Ziel entfernt, die sich die Kaffeeproduzenten gesetzt haben: Erst wenn der Preis ein Niveau von 95 bis 105 Cent pro Pfund erreicht hat, soll die Exportbeschränkung aufgehoben werden, so zumindest sieht es das von Brasilien und Kolumbien initiierte Abkommen vor. Steigt der Preis hingegen über 105 Cent, sollen die Lagerbestände auf den Markt gebracht werden. Vorbild für die Aktion ist die Opec.

Für Günter Fude, Rohkaffeeeinkäufer bei J. J. Darboven GmbH & Co., ist die Umsetzung des Abkommens wenig realistisch. „Kaffee ist ein nachwachsendes Gut, dessen Produktion sich anders als beim Erdöl nicht einfach drosseln lässt. Viele der beteiligten Staaten haben nicht die Möglichkeiten den zurückgehaltenen Kaffee zu lagern. Zudem ist unklar, wie Lagerung und Ankauf von Überschussmengen finanziert werden sollen“, sagt er. Immerhin liegen laut dem Wirtschaftsmagazin Economist noch von der letzten Ernte 45 Millionen Tonnen auf Halde.

Dies ist auch für Stefan Sprengel vom Hamburger Kaffeehandelshaus List & Beisler der Knackpunkt. Für ihn ist unklar, ob sich die Unterzeichner an die auf zwei Jahre befristete Vereinbarung halten. „Vor fünf Jahren gab es ein ähnliches Abkommen und Brasilien hat angesichts hoher Preise verkauft, was das Zeug hielt, und das Abkommen torpediert“, erinnert er sich. Ein Grund, weshalb die ACPC im Gegensatz zur Opec den Ruf eines zahnlosen Tigers genießt. Auch dieses Mal hängt es an Brasilien, wo die Ernte gerade anläuft, so dass sich schnell zeigen wird, ob es die 20 Prozent zurückhält.

Das anvisierte Preisniveau der ACPC halten die beiden Einkäufer ohnehin für überzogen. Der dem ACPC-Abkommen zugrunde liegende Indexpreis errechnet sich aus dem Weltmarktpreis für die hochwertige Arabicabohne, die vor allem in Lateinamerika angebaut wird, und die billigere Robustasorte, die verstärkt von Indonesien und Vietnam exportiert wird. Dieser Indexpreis liegt derzeit bei etwa 71 Cent pro Pfund. Eine Steigerung auf die angepeilten 95 bis 105 Cent, hätte laut Sprengel ein weiteres Anheizen der Produktion zur Folge, obwohl deren Absatz alles andere als sicher ist. Derzeit beträgt der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland 6,7 Kilo pro Jahr.„Hierzulande reagiert der Konsument aber empfindlich auf steigende Kaffeepreise, an Absatzsteigerungen ist deshalb kaum zu denken.“

Stabile Preise auf mittlerem Niveau wären ein Ausweg, mit dem Produzenten und Konsumenten gut leben könnten. Gerade den armen Kaffee produzierenden Ländern wie dem Robusta exportierendem Vietnam wäre damit geholfen. Sie könnten mit stabilen Einnahmen kalkulieren. KNUT HENKEL

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