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Logelei mit Riester

Wie arm werden Sie im Alter? Kommt drauf an, ob Sie Single sind oder eine Frauoder beides. Und: Wenn Sie jetzt schon älter sind, bleiben sie ein bisschen reicher

BERLIN ■ taz Die neue Formel aus dem Hause Riester bedeutet vor allem eines: Die gesetzlichen Renten sinken im Vergleich zur bisher geltenden Regelung.

Dazu trägt einmal die so genannte modifizierte Nettoanpassung bei, nach der die Nettolöhne neu berechnet werden. Vor allem aber schlägt der so genannte Ausgleichsfaktor zu Buche: Danach wird die gesetzliche Rente in den nächsten Jahrzehnten nach und nach gemindert, und zwar um so mehr, je später Sie in Rente gehen. Problematisch bei diesem neuen System ist, dass Ältere damit dauerhaft höhere monatliche Renten bekommen als Jüngere.

Zum Beispiel: Für diejenigen, die erstmals im Jahr 2020 Rente beziehen, wird die Nettorente durch den Ausgleichsfaktor um 4 Prozent gemindert. Wer im Jahre 2030 auf Rente geht, bekommt 9 Prozent weniger Ruhestandsgeld als Neurentner heute. Das Niveau der Nettostandardrenten liegt für die Neuzugänge im Jahr 2030 bei 62 Prozent des früheren Einkommens (derzeit 68,3 Prozent).

Trotzdem behauptet Sozialminister Walter Riester, dass die Kaufkraft der Renten im Vergleich zu heute nicht sinken wird. Wie ist dieses Rechenwunder möglich? Ganz einfach dadurch, dass die Renten auch durch die neue Formel immer noch so stark steigen sollen wie die Preise. Die Riestersche Rechnung setzt dabei allerdings voraus, dass die Preise relativ stabil bleiben und die Löhne in den nächsten Jahrzehnten kräftig zulegen. Ist das nicht der Fall, haben künftige Rentner eine geringere Kaufkraft als heutige Ruheständler.

Durch die neue Riestersche Formel müssen sich also vor allem die heute 30- bis 40-Jährigen auf schmale gesetzliche Renten einstellen – obwohl deren Beiträge zur Rente auch künftig um die 20 Prozent liegen, je zur Hälfte von Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu tragen.

Droht mit dem neuen System nun die Altersarmut für die heutige mittlere Generation? Bestimmte Bevölkerungsgruppen sind eindeutig gefährdet – und zwar allein stehende Frauen, die wenig verdienen.

Bundessozialminster Norbert Blüm (CDU) hatte seinerzeit eine Studie in Auftrag gegeben, in der die zu erwartende künftige Einkommenssituation der heute 40- bis unter 60-Jährigen ermittelt wurde. Dabei wurde das Rentenversicherungsrecht von 1996 zugrunde gelegt, das vorsah, die Renten durch den demographischen Faktor auf nur 64 Prozent des Einkommensniveaus abzusenken. In die Rechnung mit einbezogen wurden gesetzliche Renten, Betriebsrenten, Zusatzversorgungen des öffentlichen Dienstes, aber auch private Lebens- und Rentenversicherungen.

Das Ergebnis der Studie: Im Westen standen die geschiedenen Frauen mit einem zu erwartenden durchschnittlichen Nettoalterseinkommen von 1.680 Mark (heutiger Kaufwert) am Ende der Skala. Im Osten bildeten die geschiedenen und ledigen Frauen mit 1.300 beziehungsweise 1.360 Mark die künftigen Schlusslichter.

16 Prozent der allein stehenden Frauen im Westen (Osten: 18 Prozent) und 7 Prozent der allein stehenden Männer im Westen (Osten: 4 Prozent) mussten laut Studie mit einem Nettoalterseinkommen von unter 1.000 Mark rechnen, würden also Sozialhilfefälle. Bei den geschiedenen Frauen lag dieser Anteil sogar bei 24 Prozent (im Osten bei 27 Prozent), bei den ledigen Frauen im Osten bei 20 Prozent.

BARBARA DRIBBUSCH

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