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Medien mit Herz

Erstmals wurde der Robert-Geisendörfer-Preis bei Sat.1 verliehen, erstmals auch an Rosa von Praunheim

Sat.1 hatte am Mittwoch zum ersten mal die Pfaffen in ihrer Berliner Zentrale, und schon brach alles zusammen. Just am Tag der Ankündigung des Zusammenschlusses von Sat.1 und ProSieben zum größten deutschen TV-Unternehmen war der Privatsender erstmals Gastgeber der Verleihung des Robert-Geisendörfer-Preises der evangelischen Kirche. Der seit 1983 vergebene Medienpreis, der an den früheren Fernsehbeauftragten der Evangelischen Kirche in Deutschland erinnert, will herausragende publizistische Leistungen deutscher Hörfunk- und Fernsehveranstalter würdigen, „die das soziale Verantwortungsbewusstsein stärken und zum guten Miteinander von Einzelnen, Gruppen und Völkern beitragen“. Da bot sich Sat.1 („Vera am Mittag“) als Gastgeber geradezu an.

Der Juryvorsitzende, Bischof Christian Zippert aus Kurhessen-Waldeck, nutzte auch gleich die Gelegenheit, um an das gesellschaftliche Verantworungsbewusstsein der (privaten) Sender zu appellieren. Erst dann gab’s die mit 5.000 Mark dotierten Preise.

Im Bereich Fernsehen ehrte die Jury Rosa von Praunheim für dessen NDR-Produktion „Wunderbares Wrodow“. Der Film zeige „ein zauberhaftes Porträt einer west-östlichen Dorfgemeinschaft in Mecklenburg-Vorpommern“. Von Praunheim quittierte die salbungsvollen Worte mit dem Aufsetzen eines Zauberhutes und einem Zitat von Billy Wilder: „Preise sind wie Hämorrhoiden, irgendwann bekommt sie jeder.“ Hatte ihn doch sein Laudator gerade noch einen Individualisten genannt. Zur Preisverleihung hatte Rosa neben seiner Mutter das halbe Dorf mitgebracht, darunter auch den Pfarrer und dessen Gattin.

Christliche Annäherung widerfuhr auch dem bis dato größten deutschen Privatsender RTL: dessen Filmproduktion „Florian – Liebe aus ganzem Herzen“ behandelt die konfliktreiche Geschichte der Aufnahme eines behinderten Kindes in eine junge Bilderbuchfamilie. „Die Produktion war eine Herzensache für RTL“ betonte Drehbuchautorin Rodica Döhnert, die zusammen mit Regisseur Dominique Othenin-Girard ausgezeichnet wurde.

Den Hörfunkpreis bekam Karla Krause für ihr DeutschlandRadio-Feature „Nach Hause in die Fremde“. Krause dokumentierte das Leben der muslimischen Bosnierin Dinka, die nach ihrer Vertreibung durch die Serben nach Berlin kam und sich dort gut einlebte. Nach Ende ihrer „Duldung“ musste sie trotzdem nach Kanada emigrieren.

Ausgezeichnet wurde zudem das Hörspiel „Gespräche mit Lebenden und Toten“ des Saarländischen Rundfunks. Thema: Gespräche mit Opfern der Tschernobyl-Katastrophe.

Der Sonderpreis für eine Berichterstattung über Krieg und Frieden in Europa ging an das ARD-Hörfunkstudio Südosteuropa in Wien für seine Reportagen aus dem Kosovo. MARTIN REICHERT

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